LEBENSKUNST – Begegnungen am Sonntagmorgen 13.11.2022

Halleluja

Oskar Werner liest Rainer Maria Rilke | Mailänder Adventkränze haben sechs Kerzen | Bibelessay zu Lukas 21, 5-19 | Der Palast des Medizin-Buddha als Sandmandala | 100. Todestag von Marcel Proust | Leonard Cohens Hallelujah und sein Leben

Dann wird es werden wie ein Fest – Oskar Werner liest Rainer Maria Rilke

Genial, unbeugsam, kompromisslos, unangepasst …. So wird einer der größten österreichischen Schauspielstars beschrieben, dessen Stimme unzählige Menschen bis heute bewegt: Oskar Werner. Am 13. November würde der gebürtige Wiener und Mahner gegen Krieg und Nationalsozialismus seinen 100. Geburtstag begehen. Mit nur 62 Jahren ist er 1984 gestorben.

LEBENSKUNST bringt das Gedicht „Du musst das Leben nicht verstehen, dann wird es werden wie ein Fest“ von Rainer Maria Rilke in der Interpretation von Oskar Werner.

Die Festzeit beginnt – Mailänder Adventkränze haben sechs Kerzen

Ein Fest, besser: ein Festkreis, beginnt auch am 13. November in der Kirchenprovinz Mailand. Zurückgehend auf den Kirchenlehrer – und später „Kirchenvater“ – Ambrosius, der im 4. Jahrhundert gelebt hat, beginnt dort am Sonntag nach dem St. Martins-Fest (11.11.) die Adventzeit, weshalb der Advent in und um Mailand sechs Adventsonntage hat, was auch die sechs Kerzen auf dem Adventkranz zeigen. Eine der vielen Hymnen, die Ambrosius verfasst hat, ist das adventliche „Veni redemptor gentium“, „Komm, Erlöser der Völker“. Der St. Martins-Tag wiederum geht auf die Grablegung des Heiligen Martin zurück, die am 11. November 397 gewesen sein soll. Weil der 11.11. im bäuerlichen Jahr zum traditionellen Zinstag wurde, an dem die Schulden oft in Naturalien beglichen wurden, bot es sich an, Gänse bei einem Festessen zu verspeisen. So mussten auch die Tiere nicht durch den Winter gebracht werden und man konnte sich vor der vorweihnachtlichen Fastenzeit noch einmal richtig satt essen.

Wenn kein Stein auf dem anderen bleibt, darf Hoffnung sprießen – Bibelessay zu Lukas 21, 5-19

Als Bibeltext steht in der römisch-katholischen Kirche am 13. November eine Stelle aus dem Lukas-Evangelium auf dem Lese-Programm. Darin spricht Jesus von Nazareth von Kriegen, Seuchen, Hungersnöten und Naturkatastrophen. Kein Stein bleibt auf dem anderen. Für viele mag die Bibelstelle erschreckend aktuell klingen. Es ist, als würde Jesus die apokalyptischen Ängste beschreiben, die derzeit viele Menschen umtreiben. Doch die eigentliche Absicht des Textes sind Trost und Hoffnung, wie die Wiener Theologin und Religionssoziologin Regina Polak erläutert.

Von heilender Kraft und Energie – Der Palast des Medizin-Buddha als Sandmandala

Um Heilung in Zeiten der Not geht es unter anderem auch im tibetischen Buddhismus. Vor Kurzem waren tibetische Mönche aus Mustang in Wien, um in ausdauernder Feinarbeit ein vielfarbiges Medizin-Buddha-Sandmandala zu erstellen, das besonders der Überwindung der Pandemie dienen soll. Gundi Lamprecht hat es sich erklären lassen.

Das jüdische Herz eines Katholiken – Zum 100. Todestag von Marcel Proust

Als Verfasser des monumentalen Romanwerks „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ ist der Franzose Marcel Proust (1871-1922) vielen bekannt. Dass er als Sohn einer Jüdin streng genommen Jude war, weiß kaum jemand.

Buchhinweis:
Andreas Isenschmid, „Der Elefant im Raum. Proust und das Jüdische“, Hanser Literaturverlage

Ihm selbst, dem Katholiken, dürfte der Umstand im Laufe seines Leben immer wichtiger geworden sein. Der Literaturkritiker Konrad Holzer hat zum 100. Todestag des Schriftstellers und Sozialkritikers eine Rezension zu Andreas Isenschmids neuem Buch verfasst: „Der Elefant im Raum. Proust und das Jüdische“, erschienen bei Hanser.

Hallelujah – Leonard Cohens Welthit und sein Leben

Hallelujah, Hallelluja, Alleluja! Der vielzitierte Ausruf findet sich bereits in der Hebräischen Bibel, im sogenannten Alten Testament und bedeutet in etwa „Lasst uns Gott loben“: ein liturgischer Freudengesang, der seinen Weg von den Psalmen über den jüdischen und den christlichen Gottesdienst bis in die Alltagssprache gefunden hat. Leonard Cohen hat ihm einen Welthit gewidmet, der freilich erst Jahre später zur weit verbreiteten Hymne wurde. Ursprünglich wollte keine Plattenfirma den Song veröffentlichen. Bob Dylan und Jeff Buckley haben mitgeholfen, ihn in den USA bekannt zu machen – und schließlich wurde er zu einem der meist gecoverten Lieder der Popgeschichte. Für die jüngste Doku über Leonard Cohens Leben dient „Hallelujah“ als Geleit durch das Leben, die Karriere und die künstlerische Vision des Poeten und Singer-Songwriter – bis hin zu seiner Spiritualität, die Jüdisches, Christliches und Buddhistisches umfasst. Brigitte Krautgartner, seit Jahrzehnten bekennender Cohen-Fan, hat den Film bereits gesehen und schildert auch ihre ganz persönlichen Eindrücke und Überlegungen. Der offizielle Kinostart ist am 18. November.

Polyfilm: Hallelujah: Leonhard Cohen, A Journey, A Song

Redaktion & Moderation: Doris Appel