LEBENSKUNST – Begegnungen am Sonntagmorgen 20.11.2022

Religionen und ihr Potenzial

Gesalbt zum König Israels – Bibelessay zu 2 Samuel 5, 1-3 | Weil die Liebe nach dem Tod weiterlebt | Religionen und ihr Potenzial | Jüdisch aus Leidenschaft

Gesalbt zum König Israels –

Um philosophisch-theologische Fragen zu Macht und Herrschaft geht es in der katholischen Kirche am letzten Sonntag des Kirchenjahres, dem sogenannten „Christkönigssonntag“, der diesmal auf den 20. November fällt. Ein neues Kirchenjahr beginnt dann mit dem Ersten Adventsonntag, heuer am 27. November. Der Tradition nach feiert das „Christkönigsfest“ einen König, der eine Dornenkrone trägt – und nach dem Glauben seiner Anhänger:innen ein Reich durch die Kraft der Liebe errichten kann.

Eine der Lesungen an diesem Hochfest der katholischen Kirche ist jene Stelle aus der Hebräischen Bibel, dem Alten Testament, die beschreibt, wie David zum König Israels gesalbt wird. David gilt traditionell als einer der Vorfahren des als Messias, als Christus, verehrten Jesus von Nazareth. Gedanken von Mirja Kutzer, die katholische Theologie an der Universität Kassel lehrt.

Weil die Liebe nach dem Tod weiterlebt – Roland Kachler, Trauertherapeut

In evangelischen Kirchen wird der letzte Sonntag vor dem Beginn des Advent und damit des neuen Kirchenjahres als Ewigkeitssonntag oder Totensonntag begangen. Im Zentrum steht hier neben Überlegungen zu einem Ewigen Leben das Gedenken an Verstorbene. Einer, für den genau das zu seinem Lebensthema geworden ist, ist der deutsche evangelische Theologe, Psychologe und Psychotherapeut Roland Kachler. Ausgehend von einem persönlichen Verlusterlebnis – dem Tod des Sohnes – hat er nicht nur zu einem veränderten Umgang mit Abschied und Loslassen gefunden, sondern auch zu einem neuen Gottesbild.
Seine Bücher für Trauernde sind Standardwerke, er gilt als eine der Koryphäen auf diesem Gebiet. Geschätzt werden seine Arbeit und seine Ansätze von Gläubigen ebenso wie von agnostischen Personen. Eine seiner zentralen Thesen lautet: Die Liebe lebt nach dem Tod weiter – und das ist auch gut so. Brigitte Krautgartner hat mit ihm gesprochen.

Religionen und ihr Potenzial – Erfahrungen und Überlegungen von Kathrin Stainer-Hämmerle

Sie ist Österreichs medial präsenteste Politologin: Kathrin Stainer-Hämmerle. Die Politik- und Rechtswissenschafterin analysiert Wahlen und Regierungskrisen, hat das aktuelle Tagesgeschehen ebenso im Blick wie soziologische Gegebenheiten und gesellschaftliche Entwicklungen.
Auch den Kirchen und Religionsgemeinschaften schenkt die gebürtige Vorarlbergerin dabei Beachtung. Sie schreibt ihnen durchaus eine hohe Bedeutung und ein positives Potenzial zu – wenn sie denn ihre Rolle auf konstruktive Weise ausüben. Über Fragen wie diese hat Brigitte Krautgartner mit Kathrin Stainer-Hämmerle gesprochen.

Jüdisch aus Leidenschaft – Maschi Mermelstein-Stössel im Porträt

In diesen Tagen beginnen die Wahlen zum Kultusvorstand der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, die am 27. November abgeschlossen sein sollen. Die Kultusgemeinde selbst möchte religiöse wie nicht-religiöse Juden und Jüdinnen vertreten, orthodoxe, liberale und säkulare.

Lebenskunst
Sonntag, 20.11.2022, 7.05 Uhr, Ö1

Eine davon ist Maschi Mermelstein-Stössel. Ihr Jüdisch-Sein wurde im Laufe der Jahre auf unterschiedliche Weise angeregt – nun bezeichnet sie sich als „jüdisch aus Leidenschaft“, wenn auch nicht streng orthodox. Geboren im Wien der 1960er Jahre, verbrachte Maschi Mermelstein-Stössel ihre Jugend in einem jüdisch-orthodoxen Internat im französischen Strasbourg/Straßburg. Die Liebe führte sie nach Belgien, wo sie mit ihrem Mann und ihren Kindern in einer geschlossenen jüdischen Gemeinschaft lebte. Seit einigen Jahren ist Maschi Mermelstein-Stössel zurück in Wien. Ihr jüdisches Wissen und ihre Leidenschaft gibt sie in „koscheren Kochkursen“ weiter. Irene Klissenbauer hat sie bei einem solchen besucht.

Moderation: Martin Gross
Redaktion: Doris Appel