Praxis – Religion und Gesellschaft 16.11.2022

Vom „Green Deal“ zum „Bruttonationalglück“

Äthiopien und der „Green Deal“ | „Zement kann man nicht essen“ – Campesinos und Kirche an der Küste Perus | Bhutan: Auf der Suche nach dem Glück – Das buddhistisch geprägte Königreich | Solidarität in Zeiten des Kriegs

Äthiopien und der „Green Deal“ – Faire Klimafinanzierung für den globalen Süden

Äthiopien hat sich lange vor der Europäischen Union zu einem „Green Deal" verpflichtet. Mit seiner ehrgeizigen Strategie für eine klimaresiliente grüne Wirtschaft aus dem Jahr 2011 will das Land, laut UNO einer der am wenigsten entwickelten Staaten, zu einem der „grünen Pioniere" Afrikas werden. Von den Folgen der Erderwärmung, wie Wetterextremen, Dürren oder Überschwemmungen, aber auch von sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen sind besonders jene Länder betroffen, die am wenigsten zum Klimawandel beitragen.

Wohlhabende Länder verursachen dagegen mit ihrem Konsumverhalten und ihrer Wirtschaft viel höhere Emissionen. Im Jahr 2022 hat Österreich bereits am 6. April seinen ‚Welterschöpfungstag‘ erreicht: Seither leben die Österreicher:innen auf Kosten künftiger Generationen und ärmerer Länder. Doch um den Folgen der Klimaerwärmung begegnen zu können, fehlen den Ländern des globalen Südens vielfach die finanziellen Mittel – nicht zuletzt wegen nicht eingehaltener Finanzierungszusagen reicher Staaten.

Im Rahmen des Schwerpunktes „Buen Vivir“ der multimedialen Abteilung Religion und Ethik hat Maria Harmer für PRAXIS unter anderen mit der äthiopischen Expertin für Klimafinanzierung, Mahlet Eyassu, gesprochen.

„Zement kann man nicht essen“ – Campesinos und Kirche an der Küste Perus

In der Region Piura an der Küste im Nordwesten Perus spielen Konflikte um Ländereien und Wasser seit der Kolonialzeit eine zentrale Rolle. In den gesellschaftlich ungleichen Verhältnissen haben die katholische Kirche und das Christentum seit jeher eine ambivalente Rolle gespielt:

Link/Literaturangaben

Christliche Religion als Gesellschaftskritik?

Feministische Theorie aus Afrika, Asien und Lateinamerika.
Hg.: Anke Graneß, Martina Kopf, Magdalena Kraus
utb/facultas 2019

Als Herrschaftsinstrument einerseits und als Quelle von Widerstandspraktiken und Verteidigung der marginalisierten Bevölkerung andererseits.

So werden etwa die Campesinos, die Bauern und Bäuerinnen, von katholischen, befreiungstheologisch ausgerichteten Organisationen und Personen aus Piura unterstützt.

Auf der anderen Seite der Auseinandersetzung stehen Firmen mit enger Verbindung zu einer rechtskonservativen, katholischen Gruppe, die auf umstrittenen Ländereien Satellitenstädte mit eleganten Wohnanlagen – sogenannten gated communities – erbauen wollen.

Dem halten die Campesinos, die sich selbst als Beschützer:innen des küstennahen Trockenwaldes bezeichnen, entgegen: „Zement kann man nicht essen!“ Gestaltung: Lise Abid

Bhutan: Auf der Suche nach dem Glück – Das buddhistisch geprägte Königreich

Bhutan hat es sich zum Ziel gesetzt, das Glück aller Bewohnerinnen und Bewohner systematisch zu fördern. Eine gerechte Wirtschaftsordnung und ökologisches Bewusstsein sind ebenso von Bedeutung wie die Fähigkeit jeder und jedes Einzelnen, Beglückendes auch als solches wahrzunehmen.

Praxis,
16.11.2022, 16.05 Uhr, Ö1

Dazu wurde das Konzept des Bruttonationalglücks eingeführt und durch Befragungen erhoben, wie glücklich sich die Einwohner:innen des Landes fühlen. Brigitte Krautgartner hat den ehemaligen Direktor des Zentrums für Bruttonationalglück für PRAXIS gefragt, wie der Buddhismus einen Weg zum Glücklichsein weist.

Solidarität in Zeiten des Kriegs

Nicht nur Geld- und Waffenlieferungen an die Ukraine, auch steigende Energiepreise und die extrem hohe Inflation werfen Fragen der Solidarität auf und damit die Frage nach dem Nächsten. Der deutsche Wirtschaftsminister hat es so ausgedrückt: Wir alle werden ärmer, das ist der Preis, den die Deutschen zu bezahlen hätten. Doch dies sei nichts im Vergleich zum Preis, den die Ukrainer:innen zahlen müssten, von der Vertreibung bis zum Tod. In der Ö1-Podcast-Reihe „Krieg und Frieden“ fragt Susanne Krischke nach Solidarität in Zeiten des Krieges.

Moderation: Alexandra Mantler