Donnerstag, 1.12.2022, Jutta Henner

Soziale Sicherheit

Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, wie sie 1948 von den Vereinten Nationen verabschiedet wurde, sieht für alle Menschen, ganz unabhängig von ihrer jeweiligen Situation, „das Recht auf soziale Sicherheit“ vor.

Dieses moderne Menschenrecht hat interessante Parallelen in der Bibel.

Für die Antike ist es außergewöhnlich, mit wie zahlreichen und vielfältigen Maßnahmen innerhalb der damaligen Gesellschaft versucht wurde, möglichst allen Menschen eine gewisse soziale Sicherheit zu ermöglichen. Begründet werden diese Maßnahmen in der Bibel damit, dass Gott alle Menschen geschaffen hat, und er sich insbesondere mit den Armen und Benachteiligten solidarisiert.

Jutta Henner
ist evangelische Theologin und Direktorin der Österreichischen Bibelgesellschaft

„Notfallfonds“

So soll beispielsweise bei der Ernte stets ein Teil nicht abgeerntet werden, damit die in biblischer Zeit besonders armutsgefährdeten Personengruppen, Witwen, Waisen und Fremde, sich hiervon versorgen können. Ein Teil der Ernte soll noch dazu in eine Art „Notfallfonds“ abgeführt werden. Nach der Bibel darf verliehenes Geld die Menschen nicht in die Schuldenfalle bringen (2 Mos/Ex 22,24). Es gibt sogar ein Existenzminimum, das keinesfalls gepfändet werden darf. „Wer einem wehrlosen Menschen Gewalt antut, beleidigt den, der ihn erschaffen hat. Wer sich aber um arme Leute kümmert, gibt Gott die Ehre.“ (Spr 14,31)