Praxis – Religion und Gesellschaft 25.1.2023

Reichsbürger und rechte Esoterik

Reichsbürger | Anastasia-Bewegung | Holocaust-Gedenktag

Reichsbürger und Christentum

Trump-Anhänger:innen, die in das US Kapitol eindringen, Reichsbürger:innen, die das politische System in Deutschland stürzen wollen, oder Bolsonaro-Anhänger:innen, die das Regierungsviertel in Brasilia stürmen – all das ist in den vergangenen zwei Jahren passiert, die zwei letztgenannten Ereignisse haben in den vergangenen acht Wochen stattgefunden. Der dualistische Kampf Gut gegen Böse sei charakteristisch, nicht nur für neue religiöse Bewegungen, sondern auch für verschwörungstheoretische Gruppen, erklärt der Religionswissenschaftler Dirk Schuster.

Praxis
Mittwoch, 25.1.2023, 16.05 Uhr, Ö1

Ihr missionarisches Konzept beinhalte die Überzeugung, dass die Mitglieder der Gruppierungen „die Wahrheit“, im Gegensatz zu „den Anderen“ schon gefunden hätten – auch das sei aus der christlichen Gnosis bekannt. In Österreich und Deutschland hat in den vergangenen Jahren die „Reichsbürger-Bewegung“ mit ihrer staatsfeindlichen Propaganda für Aufsehen gesorgt. Der Amerikanist und Experte für Verschwörungstheorien Michael Butter hält es allerdings für wichtig, nicht vorschnell Parallelen zwischen den USA und dem deutschsprachigen Raum zu ziehen, denn im Gegensatz zu den USA sei die Demokratie in Deutschland und Österreich stabil. Auf die USA schaut Butter hingegen mit Sorge. Gestaltung: Lena Göbl

Anastasia-Bewegung: Esoterik am rechten Rand

Anastasia, eine gottähnliche Gestalt, die in den Wäldern der russischen Taiga lebt, durch einen Gedankenstrahl mit Tieren kommuniziert und über Themen wie Naturliebe und Selbstversorgung predigt. Sie ist die zentrale Figur der zehnbändigen Romanreihe „Die klingenden Zedern Russlands“, die in den 1990er und 2000er Jahren von dem russischen Autor Vladimir Megre veröffentlicht wurde. Aus diesen Büchern ist eine Bewegung entstanden, die mittlerweile von mehreren Stellen unter Beobachtung steht, unter anderem von der „Dokumentationsstelle für religiös motivierten Extremismus“. Im Bericht der Dokumentationsstelle wird die Anastasia-Bewegung als „sektenähnliche, esoterische Gruppe, die sich durch antisemitische Äußerungen negativ hervorgetan habe“, beschrieben. Anna-Lena Seeber hat Norman Kosin, eine zentrale Figur der Anastasia-Bewegung in Österreich, dazu Stellung nehmen lassen und Ulrike Schiesser, Psychologin und Expertin für Esoterik und Personenkulte sowie Matthias Pöhlmann, Beauftragter für Sekten- und Weltanschauungsfragen der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern, um eine Einordnung gebeten.

Holocaust-Gedenktag: Erinnern ohne Zeitzeug:innen?

Shoa-Überlebende, die in Schulen gehen und Schülerinnen und Schülern von „damals“ erzählen, sind wichtige Zeitzeugen und Protagonist:innen einer Kultur des Erinnerns. Aber altersbedingt sind es heute nur noch sehr wenige und in ein paar Jahren wird es keine Möglichkeit mehr geben, mit ihnen zu sprechen. „Wir sind jetzt im Übergang vom kommunikativen Gedächtnis zum kulturellen Gedächtnis“, so Patrick Siegele von der Stabsstelle erinnern.at des Bildungsministeriums. Aber wie kann ein künftiges Erinnern ohne lebende Zeitzeuginnen und Zeitzeugen aussehen? Welche Versuche werden gemacht, um ihre Geschichte auch für nachkommende Generationen würdig zu bewahren? Mariella Kogler und Konstantin Obermayr haben die Ausstellung „Ende der Zeitzeugenschaft?“ im Haus der Geschichte in Wien besucht und haben an der Ludwig-Maximilians-Universität München mit interaktiven 3-D Zeugnissen von Holocaust-Überlebenden (oft auch Hologramme genannt) gesprochen.

Moderation: Alexandra Mantler