Praxis spezial 22.2.2023

Ukraine – Ein Jahr im Krieg

Krieg als Alltag | Kalenderreform in der Ukraine | Religionen im Krieg | Wege aus der Gewaltspirale

Krieg als Alltag

Seit einem Jahr bestimmt der Krieg das Überleben in der Ukraine und das Leben der Geflüchteten in Österreich. Oder präziser: Seit einem Jahr bestimmt der Krieg das Leben in der gesamten Ukraine – im Osten des Landes sind es bereits neun Jahre. Aufgeben scheint dort keine Option und das bringt auch all jene Menschen in ein Dilemma, die geflüchtet sind. Denn dass sie schon bald wieder zurückkehren können, ist unmöglich. Erst vor kurzem hat sie der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj aufgerufen, noch zu bleiben. In Österreich haben sie Vertriebenen-Status. Die Diakonie fordert für sie ein Ukrainer:innen-Gesetz, das ihnen den Status von anerkannten Flüchtlingen sichert. – Gestaltung: Susanne Krischke

Kalenderreform in der Ukraine

Der russische Angriff auf die Ukraine hat sich auch massiv auf das religiöse Leben ausgewirkt, in Form der Zerstörungen von Klöstern und Kirchen, aber auch in Bezug auf die Stellung der noch bis Mai klar mit Moskau verbundenen ukrainisch-orthodoxen Kirche.

Praxis spezial
Mittwoch, 22.2.2023, 16.05 Uhr, Ö1

Doch auch bei den beiden nationalbewussten Kirchen, bei der mit Rom unierten griechisch-katholischen Kirche und der orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU), wächst der Druck, sich völlig vom russischen Einfluss zu lösen. Das betrifft auch den kirchlichen Kalender, der bisher dem alten Julianischen Kalender folgte. Die griechisch-katholische Kirche in der Ukraine hat zu Anfang Februar mit großer Mehrheit den Übergang zum Gregorianischen Kalender beschlossen, die orthodoxe Kirche der Ukraine könnte folgen, berichtet aus Kiew ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz.

Religionen im Krieg

Religion und Identität – zwei immer wiederkehrende Motive in diesem Krieg. Patriarch Kyrill, an der Spitze der russisch-orthodoxen Kirche, teilt bekanntlich die kriegerische Position des Kreml und hält mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg. Was auch zu Konflikten mit Papst Franziskus geführt hat – ebenso wie zu Spannungen mit anderen Kirchen der orthodoxen Tradition. Doch auch für die religiösen Minderheiten diesseits und jenseits der russisch-ukrainischen Grenze ist im vergangenen Jahr kein Stein auf dem anderen geblieben: für die muslimische und die jüdische Community und christliche Freikirchen. Wo stehen sie und wie erklären sich ihre jeweiligen Einstellungen, fragt Brigitte Krautgartner die Ostkirchenexpertin und Religionssoziologin Kristina Stöckl.

Wege aus der Gewaltspirale

Seit einem Jahr bestimmt der Krieg auch den Diskurs in Europa. Kriege werden nicht am Schlachtfeld sondern am Verhandlungstisch beendet, sagen Friedens- und Konfliktforscher:innen. Bisher hat dies allerdings keinen Erfolg gezeigt. Auch die Entscheidung am Schlachtfeld ist bislang ausgeblieben, der Donbass im Osten der Ukraine ist weiter umkämpft. Kriege werden durch Wahlen beendet, so die These des bulgarischen Osteuropa-Experten und Politologen Ivan Krastev. In den USA scheint ein Machtwechsel möglich, ebenso in der Ukraine. Dass Wladimir Putin in Russland als Präsident abgewählt wird, ist jedoch kaum vorstellbar. Doch wie kann man aus der Gewaltspirale herausfinden, fragt Susanne Krischke.

Moderation: Alexandra Mantler