Tao – aus den Religionen der Welt 18.3.2023

Zurück in die 1990er Jahre?

Leben in Afghanistan unter den Taliban. Mehr als eineinhalb Jahre sind es, seit die Taliban erneut die Macht in Afghanistan übernommen haben. Im August 2021 hatten sie angekündigt, dieses Mal moderater zu regieren.

Doch die de facto Regierung verbietet sukzessive Freiheiten, Vergnügungen, sogar Arbeit und beschneidet Menschenrechte, wie etwa das auf Bildung. Argumentiert wird meist mit Kultur und Religion. Ende 2021 hat der Emir in Kandahar angekündigt, dass nun ganz nach der Scharia gelebt und geurteilt werden solle. Kurz darauf wurden öffentliche Hinrichtungen durchgeführt. Seit eineinhalb Jahren bleibt den meisten Mädchen ab zehn Jahren die Bildung verwehrt.

Tao
Samstag, 18.3.2023, 19.05 Uhr, Ö1

Vom Mangel bestimmtes Leben

Wie islamisch sind die Taliban eigentlich? Ganz viele neue Regeln hätten mit dem Islam nichts zu tun, sagen viele Afghaninnen und Afghanen. Sie seien ausschließlich Repression, dienten nur der Unterdrückung. Im Koran sei das Recht auf Bildung für Männer und Frauen klar festgehalten. Offiziell argumentieren die Taliban die Schulschließungen mit Lehrermangel, der Notwendigkeit den Lehrplan umzustellen, Geldmangel und kündigen an, bald die Schulen wieder aufzusperren. Doch es geschieht nicht. Immer mehr Zeitungen, Radio- und Fernsehstationen müssen schließen, Musik und Unterhaltungsprogramme sind streng verboten. Nachrichten sind zwar nach wie vor erlaubt, doch die Freiheiten in der Berichterstattung werden täglich stärker eingeschränkt.

Buchhinweis:
Amirpur, El Omari, Haqiqat (Hg.), „Genderperspektiven auf Afghanistan“, Ergon-Verlag

Das Leben ist vom Mangel bestimmt, von Leere und von fehlenden Perspektiven – allen voran vom Loch im Bauch. Bis vor einem Jahr haben internationale Hilfsgelder beinahe die Hälfte der afghanischen Wirtschaft ausgemacht. Seit die Sanktionen der internationalen Gemeinschaft in Kraft sind und die Gelder nicht mehr fließen, ist die Wirtschaft im freien Fall. Der Großteil der Bevölkerung ist arbeitslos, jeder zweite Mensch auf Hilfen angewiesen. Die Vereinten Nationen haben vorerst eine humanitäre Katastrophe verhindert. Und nun geht es (wieder) ums nackte Überleben. ORF-Journalistin Rosa Lyon hat Afghanistan besucht: In dieser „Tao“-Reportage schildert sie ihre Eindrücke und berichtet auch über aktuelle Entwicklungen.

Gestaltung: Rosa Lyon