Praxis – Religion und Gesellschaft 1.3.2023

Buddha im Baumarkt

Islamkonferenz Österreich | Buddhismus-Boom | Antiochia in Trümmern | Inklusion im Film

Islamkonferenz und Moscheestudie

Der am 27. Februar angekündigte Start einer neuen Dialogplattform zwischen Islam, Politik, Medien, Kirchen, Wissenschaft und Zivilgesellschaft stößt aufseiten der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) auf heftige Kritik. Die Plattform soll nach deutschem Vorbild funktionieren, aber in Österreich gebe es im Gegensatz zu Deutschland eben schon eine staatlich anerkannte Muslimevertretung, heißt es von Seiten der IGGÖ. Geleitet wird die neue Plattform, die aus EU-Fördermitteln finanziert wird, vom österreichischen Islam-Theologen Mouhanad Khorchide. Beinahe zeitgleich wurde auch ohne großes Aufsehen vom Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) Teil zwei seiner Studie über Wiener Moscheen auf der Homepage veröffentlicht.

Praxis
Mittwoch, 1.3.2023, 16.05 Uhr, Ö1

Das Ergebnis habe sich im Vergleich zu der – vor sechs Jahren von Sebastian Kurz (ÖVP) öffentlich präsentierten – Untersuchung „etwas verbessert“. Aber auch jetzt habe keine der Moscheen „die Stufe der Identifikation“ mit Österreich erreicht, so einer der Studienautoren, der Historiker und Islamismusexperte Heiko Heinisch. Die Religionswissenschaftlerin Astrid Mattes stellt die Aussagekraft der Studie in Frage: „Es ist ein verqueres Religionsverständnis, dass Menschen Demokratie über Religion vermittelt bekommen sollen. Religionen sind zwar Teil der Demokratie, aber in sich keine demokratischen Systeme.“ Gestaltung: Maria Harmer und Lisa Ganglbaur

Buddha im Baumarkt

Viele Menschen suchen heute nach vom Buddhismus inspirierter Spiritualität: Buddhafiguren gibt es in jedem Baumarkt zu kaufen, Yoga-Klassen und Angebote für Meditations- und Atemübungen boomen. Vor 40 Jahren wurde der Buddhismus in Österreich, als einem der ersten Länder in Europa, vom Staat als Religion anerkannt. Derzeit zählt die Österreichische Buddhistische Religionsgesellschaft rund 30.000 Anhänger:innen. Die Sehnsucht nach dieser fernöstlichen Weisheitslehre scheint groß, und ebenso groß ist die Skepsis gegenüber dem kritiklosen „Entlehnen von Werkzeugen aus dem Buddha-Kasten“, wie es der Präsident der Buddhistischen Religionsgemeinschaft Gerhard Weißgrab nennt. – Gestaltung: Maria Harmer

Antiochia in Trümmern

Fast vier Wochen sind seit dem verheerenden Erdbeben in der Türkei vergangen. In der Nacht von Sonntag auf Montag, den 6. Februar hat ein Beben der Stärke 7,8 die Osttürkei und Teile Nordsyriens erschüttert, mindestens 50.000 Menschen sind bei diesem und weiteren Beben in den beiden Ländern ums Leben gekommen. Damit ist das Beben die schlimmste Katastrophe der modernen Geschichte der Türkei. In elf Provinzen liegen ganze Städte in Trümmern.

Evangelische Gemeinde Antakya
Corc Kocamahhul, Antakya Protestan Kilisesi, Garanti Bankasi, Swift Kodu TGBATRIS, Sube Kodu 503, TR95 0006 2000 5030 0009 0925 74

Eine der am schwersten zerstörten Städte ist Antakya, mit antikem Namen Antiochia. Die Stadt war in der römischen Antike nach Rom und Alexandria die drittgrößte Stadt der Welt, laut biblischer Überlieferung versammelte sich hier die erste christliche Gemeinde um die Apostel Paulus, Barnabas und Petrus. Ausgehend von Antiochia wurde die Botschaft Jesus von den Aposteln in die Welt getragen. Doch durch die verheerenden Beben stehen die Bewohner:innen der Stadt vor Trümmerhaufen, berichtet Katharina Wagner aus Antakya.

Inklusion im Film

Zwei neue Kinofilme stellen Menschen mit Behinderung in den Mittelpunkt. Magdalena Tichy, die vor einigen Jahren den Opernball mit eröffnet hat, und Andrea Halder, die öffentliche Vorträge vor großem Publikum hält: Sie sind Protagonistinnen des Filmes „Lass mich fliegen“ von Evelyn Faye, der am 17. März in die Kinos kommt. Die österreichische Dokumentation begleitet vier junge Menschen mit Down-Syndrom. Soeben angelaufen ist: „Rosy – aufgeben gilt nicht“.

Der französische Spielfilm erzählt die wahre Geschichte einer jungen Frau, die die Diagnose „Multiple Sklerose“ bekommt, daraufhin eine mehrmonatige Reise unternimmt und in deren Verlauf ein neues Verhältnis zu sich und ihrer Krankheit findet. Brigitte Krautgartner hat sich die Filme für „Praxis“ angesehen und spricht mit Regisseurin Evelyne Faye ebenso wie mit Betroffenen über die Frage, wie Menschen mit Behinderung auf der Leinwand dargestellt werden. Der Tenor: Es gehe nicht um eine Leistungsschau, sondern darum, vielleicht ungewöhnliche Lebenswege mit ihren Möglichkeiten und ihren Grenzen zu zeigen.

Moderation: Alexandra Mantler