Donnerstag, 16.3.2023, Magdalena Holztrattner

Maria Knotenlöserin

Es ist ein besonderes Jubiläum, das die römisch-katholische Kirche derzeit begeht: 10 Jahre Papst Franziskus. Er hat seinen ganz persönlichen Stil in dieses Amt eingebracht – davon handeln in dieser Woche die Morgengedanken.

Wie lösen Sie einen Konflikt? Wenn eine Situation wie verknotet ist – gehen Sie dann dran wie die männliche Heldenfigur, die den Knoten mit dem Schlag eines scharfen Schwertes durchschneidet?

Magdalena Holztrattner
ist katholische Theologin, Sozialethikerin und Geschäftsführerin des Frauen- und Sozialreferates von Kolping Österreich

Lösen statt dreinzuschlagen

Papst Franziskus hat in seiner Heimat das Bild von Maria, der Knotenlöserin, bekannt gemacht. Man sieht darauf Maria, die Mutter Jesu, wie sie zwei weiße Bänder, die scheinbar hoffnungslos ineinander verknotet sind, löst. Sie tut das mit ihren Fingern und dem Ausdruck von Geduld und Konsequenz im Gesicht. Sie zerschlägt nicht, sondern versucht, beide Bänder ganz zu lassen.

Konflikte zu lösen, ohne dreinzuschlagen, braucht Geduld und Konsequenz. Das kann heißen, mit der Arbeitskollegin immer wieder im Guten zu reden. Das kann heißen, den Nachbarschaftskonflikt nicht sofort vor Gericht zu tragen, sondern im Dialog eine gemeinsame Lösung zu finden. Das kann heißen, das Ungelöste in einer Beziehung nicht durch Hass zerfressen zu lassen, sondern mit dem Blick auf den eigenen Beitrag und dem Willen zur Versöhnung langsam lösen zu können. So können beide Seiten mit Respekt und aufrecht weitergehen. Maria Knotenlöserin. Mit ihr hat uns Papst Franziskus eine andere Art der Konfliktlösung vor Augen gestellt. Es zahlt sich aus, es so zu versuchen.