Donnerstag, 16.3.2023, Hubert Gaisbauer

La vecchiaia – das Alter

Zehn Jahre Papst Franziskus. „Es ist ruhig das Alter und fromm.“ Diesen Vers aus einem Gedicht seines deutschen Lieblingsdichters Friedrich Hölderlin zitierte Papst Franziskus oft und gerne, weil er ihn auch an seine geliebte Großmutter erinnert, die Nonna Rosa.

Sie habe ihm nicht nur das Beten beigebracht, sondern auch, wie man eine piemontesische bagna cauda zubereitet, eine Soße mit Sardellen, Olivenöl und Knoblauch, in die man frische Gemüsestreifen tunkt.

Hubert Gaisbauer
ist Publizist

Lehramt der Zerbrechlichkeit

Immer wieder spricht Franziskus über den spirituellen Reichtum des Alters, den es zu entdecken gilt: „Das Gebet der Alten und der Großeltern ist ein Reichtum für die Kinder!“, sagt er, „eine Injektion für die ganze Gesellschaft, besonders für jene, die zu beschäftigt sind und zu zerstreut. Jemand muss doch auch für sie singen, die Zeichen Gottes für sie deuten und für sie beten!“ Die Alten seien paradoxerweise „die Zukunft einer Kirche, die gemeinsam mit den Jungen Prophezeiungen aussprechen und träumen!“

„Alt zu sein ist eine Berufung“ und das Alter sei keineswegs die Zeit, „die Ruder ins Boot zu ziehen“. „Dort, wo die jungen mit den alten Menschen sprechen, dort ist Zukunft“ – Natürlich ist das Alter laut Franziskus auch ein „Lehramt der Zerbrechlichkeit“. Denn Gott ist in jedem Leben. Auch wenn ein Leben verwelkt oder vertrocknet erscheint. Leben ist immer ein Platz, auf dem Samen wachsen können, nicht nur irgendwann, immer. Das ist ein Dogma von Franziskus. Gott will auch „mit ihnen, den Alten, neue Seiten schreiben“. Er ist ja nicht so gerne der Gott der Theologen und der Lehrbücher, sondern viel lieber das Du im Leben jedes Menschen.

Sein eigenes Alter nimmt Franziskus gelassen an, so wie seine Knieprobleme. „Als Papst“, sagt er, regiert man die Kirche ja nicht mit dem Knie, sondern mit dem Kopf. Und der funktioniert noch ganz gut.“