Samstag, 18.3.2023, Hubert Gaisbauer

La indifferenza – die Gleichgültigkeit

Zehn Jahre Papst Franziskus. „Gleichgültigkeit ist das Gegenteil von Liebe“. Die Folge unserer Wohlstandskultur sei die Globalisierung der Gleichgültigkeit, so Franziskus auf seiner ersten Reise als Papst.

Jene Reise, die ihn im Juli 2013 auf die Insel Lampedusa geführt hat, wo viele Bootsflüchtlinge gestrandet waren, jene, die nicht im Mittelmeer ertrunken oder verdurstet waren.

„Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit“

„Sie haben einen besseren Ort für sich und ihre Familien gesucht“, sagt er in seiner Predigt, „gefunden aber haben sie den Tod.“ Wenn er Gleichgültigkeit sagt, meint er die Haltung, des am Balkon oder am Fenster Stehens – oder vor dem Fernseher sitzen – und zusehen. „Wir haben uns an das Leiden des Nächsten gewöhnt, es geht uns nichts an, da kann ich sowieso nichts tun.“ Wenn sich alles nur um Geld dreht und um Zahlen statt um Menschen.

Hubert Gaisbauer
ist Publizist

Franziskus appelliert, warnt, bittet und stellt immer wieder vor Augen, dass Gleichgültigkeit wirklich eine Sünde ist. Es gibt keine politischen oder sozialen oder klimatischen Grenzen, die uns erlauben, uns zu isolieren. In einer seiner Morgenpredigten bittet er: „Möge Gott mein Herz von dieser gefährlichen Krankheit der Gleichgültigkeit heilen“.

Franziskus ist nicht der erste, der mit diesem Mahnruf die Menschen aufrütteln will. Vor achtzig Jahren, am 18. Februar 1943, werden Hans und Sophie Scholl beim Auslegen des Fünften Flugblatts der „Weißen Rose“ in der Münchner Universität verhaftet und vier Tage später hingerichtet. Im fünften Flugblatt findet sich der Satz: „Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den Ihr um Euer Herz gelegt! Entscheidet Euch, ehe es zu spät ist!“

Papst Franziskus predigt seit zehn Jahren unermüdlich gegen die Gleichgültigkeit – und für Umkehr und Hoffnung, für Leben und Überleben auf der Welt – jeden Tag spricht er davon, irgendwo unter dem Himmel oder in der schlichten Hauskapelle der Casa Santa Marta im Vatikan.