Donnerstag, 23.3.2023, Olivier Dantine

Hohelied

Das Frühjahr gilt als die Jahreszeit, in der das Leben zurück in die Natur kommt. Auch in der Bibel ist von Frühlingsgefühlen zu lesen.

Der Frühling ist die Zeit für die sprichwörtlichen Frühlingsgefühle. Es gibt ein Buch in der Bibel, das voll dieser Gefühle ist: das Hohelied Salomo. Es ist erstaunlich, dass dieses Buch, in dem das Wort „Gott“ nie vorkommt, in die Bibel aufgenommen wurde.

Olivier Dantine
ist Superintendent der evangelisch-lutherischen Kirche in Tirol und Salzburg

Der verliebte Gott

Da heißt es etwa: „Da ist die Stimme meines Freundes! Siehe, er kommt und hüpft über die Berge und springt über die Hügel. Er spricht zu mir: Steh auf, meine Freundin, meine Schöne, und komm her! Denn siehe, der Winter ist vergangen.“ Es wurde in die Bibel aufgenommen, weil die leidenschaftliche Liebe zwischen zwei Menschen als ein Bild für die Liebe Gottes zu uns Menschen gesehen wurde. Und auf Gott zu warten ist wie mit klopfendem Herzen auf den oder die Geliebte zu warten.

Solche Gefühle mit Gott zu verbinden, ist sehr vielen Menschen fremd, auch glaubenden Menschen. Wenn ich mich aber auf dieses Bild einlasse, und Gott gegenüber Frühlingsgefühle zulasse, dann zeigt mir jede aufblühende Blume, dass sich Gott immer wieder aufs Neue in uns Menschen verliebt. Gott, ein leidenschaftlicher Liebhaber, der uns entgegenkommt und uns durch alle Zeiten hindurch trägt und begleitet. Das ist doch ein schönes Hoffnungszeichen!