Praxis – Religion und Gesellschaft 22.3.2023

De-Influencing gegen den Konsum

Sterbehilfe | De-Influencing | Muslimisch-christlich-jüdischer Frauen-Trialog | Rassismus-Report

Ferdinand von Schirach: Gott und die Sterbehilfe

Das Theaterstück „Gott“ des bekannten deutschen Schriftstellers und Juristen Ferdinand von Schirach ist ab 23. März in den Wiener Kammerspielen zu sehen. Immer wieder setzt sich von Schirach in seinen Werken mit umstrittenen ethischen Fragestellungen auseinander, so auch in diesem Stück: Eine Gruppe von Männern diskutiert auf der Bühne das Thema „assistierter Suizid“. Ein Thema, das auch in Österreich in den vergangenen Jahren für viel Diskussionsstoff gesorgt hat, ist doch seit 1. Jänner 2022 die Beihilfe zum Suizid laut Urteil des VfGH nicht mehr strafbar.

Praxis
Mittwoch, 22.3.2023, 16.05 Uhr, Ö1

Nicht theoretisch, sondern im Zusammenhang mit einem konkreten Menschen thematisiert von Schirach in „Gott“ ethische Konflikte und Grauzonen: Herr Gärtner ist 78 Jahre alt, bei guter Gesundheit – und möchte sterben. Seit dem Tod seiner Frau hat er seinen Lebenswillen verloren, weil er sie so sehr vermisst, aber auch weil er sein Leben nicht so beenden möchte wie sie, hilflos, an Schläuchen, dem System Krankenhaus ausgeliefert. Soll Herr Gärtner ein Medikament bekommen, das zu seinem Tod führt? Ein Arzt, ein Jurist und ein Bischof legen ihre Überzeugungen dar, wie es letztlich ausgeht, entscheidet das Publikum. Brigitte Krautgartner hat das Stück in den Kammerspielen schon vorab gesehen. Der Autor Ferdinand von Schirach kommt in ihrem Beitrag ebenso zu Wort wie Schauspieler Robert Meyer und Regisseur Julian Pölsler.

De-Influencing gegen den Konsumrausch

Sei es die beste Haarbürste aller Zeiten oder die ultimative Fitnessnahrung – folgt man sogenannten Influencer:innen auf diversen Social Media-Plattformen, bekommt man auch jede Menge Werbung mitgeliefert. Ein neuer Video-Trend auf TikTok steuert gegen: das De-Influencing. Dabei geht es nicht, wie bei seinem Namensspender, dem Influencing, darum Userinnen und User vom Kauf eines bestimmten Produktes zu überzeugen, sondern – ganz im Gegenteil – davon abzuraten. Vor allem teure Trendprodukte werden da erbarmungslos demontiert: Sie seien überteuert, von keiner guten Qualität oder einfach nur „shit“, wie es die meist jugendlichen Influencer:innen ausdrücken würden.

Plattformen wie TikTok stehen ja immer wieder in der Kritik, nicht nur wegen mangelnder Datensicherheit, sondern auch, weil sie dazu beitragen würden, ihre meist jugendlichen Nutzer:innen durch beständige und oft versteckte Werbung in die Schuldenfalle zu treiben. 34.000 Euro beträgt die durchschnittliche Schuldenhöhe, mit der sich junge Menschen unter 30 im Vorjahr an die staatlich anerkannten Schuldenberatungen gewandt haben. Doch sind die neuen De-Influerncer:innen wirklich – zur christlichen Fastenzeit passend – die neuen Rebell:innen gegen den Konsumrausch oder handelt es sich dabei doch nur wieder um einen neuen Verkaufstrick? Lisa Ganglbaur hat für „Praxis“ mit Medienethikerinnen und De-Influencerinnen gesprochen.

Niederlande: Musliminnen, Jüdinnen und Christinnen im Dialog

Am 22. März beginnt für Musliminnen und Muslime der Fastenmonat Ramadan. Das abendliche Fastenbrechen bietet auch immer wieder Gelegenheit zum interreligiösen Dialog und gegenseitigen Kennenlernen. Das Europäische Projekt für interreligiöses Lernen – kurz EPIL – hat über zwei Jahrzehnte hindurch christlichen und muslimischen Frauen aus verschiedenen europäischen Ländern sowie den Mittelmeer-Anrainerstaaten Türkei und Libanon Gelegenheit geboten, die jeweils andere Religion, Kultur und Geschichte durch Dialog-Module an unterschiedlichen Orten kennen zu lernen. Lise Abid hat eine Gruppe von Frauen in die Niederlande begleitet bei ihrem in diesem Fall muslimisch-christlich-jüdischen Trialog zum Thema Migration. Die Geschichte der dortigen jüdischen Gemeinschaft wurde dabei ebenso in den Blick genommen wie die Situation von Menschen aus den holländischen Überseegebieten und die Kolonialgeschichte des Landes.

ZARA-Report: Rassismus in Österreich

„Rassismus ist allgegenwärtig. Betroffenen Personen können jederzeit rassistische Verhaltensweisen widerfahren, zum Beispiel, wenn sie eine medizinische Behandlung brauchen oder zur Bank gehen“, erklärt Ramazan Yıldız die Erfahrungen der ZARA-Antirassismus-Beratungsstelle: Anlässlich des Internationalen Tages gegen Rassismus hat die Anti-Rassismus-Initiative ZARA am Dienstag ihren Report 2022 veröffentlicht. Der Fokus des diesjährigen Berichts liegt, unter anderem, auf Rassismus im Bereich Dienstleistungen. Am häufigsten wurde 2022 Diskriminierung gegen Muslim:innen und Schwarze dokumentiert. – Gestaltung: Lena Göbl

Moderation: Alexandra Mantler