Freitag, 24.3.2023, Aida Loos

Der Geschmack des Lebens

„Somagh“ darf auf unserem „Haft-sin“-Tisch nicht fehlen. Es ist das Gewürzsumach und steht für den „Geschmack des Lebens“.

Der „Geschmack des Lebens“ ist für mich der „Geschmack des Essens“. Kochen ist nicht nur mein Hobby, sondern auch mein Yoga. Vorausgesetzt, ich koche ohne meine Kinder. Mit meinen Kindern ist Kochen eher wie Zumba.

Ich bin kein Kind der Berge

Essen war immer schon ein großes Thema bei uns, ein viel Größeres als in den Familien meiner österreichischen Freundinnen. Für die eine Freizeitaktivität bedeutete, dass sie – anders als bei uns – außerhalb der eigenen vier Wände stattfindet, sich nicht ausschließlich ums Essen dreht und im besten Fall irgendetwas mit Bergen zu tun hat. Also so was wie spazieren gehen, wandern, klettern, skifahren…

Aida Loos
ist Kabarettistin und Schauspielerin

Spazierengehen macht bis heute überhaupt keinen Sinn für mich. Es sei denn, der Vorgang endet in einem Wirtshaus – dann schon. Ohne diesem Ziel würde ich niemals spazierengehen, weil das gleich zwei Dinge kombiniert, die ich hasse: nämlich „spazieren“ und „gehen“. Es ist einfach die langweiligste Nicht-Aktivität, die ich kenne. Und wenn ich frische Luft brauche, dann reicht mir das Lüften.

Noch unerklärlicher ist mir die etwas ambitioniertere Art des Spazierengehens, nämlich das Wandern. Wandern als Hobby war mir immer ein Rätsel. Warum? Warum sollte man einen Berg hinaufgehen wollen, wenn man ihn dann eh wieder runtergehen muss? Skifahren ist mir gänzlich unerklärlich. Warum sollte ich festgeschnallt auf zwei Brettern, in Todesangst und Eiseskälte, frierend, aber schwitzend, nicht wissend, wer hinter mir ist und was der im Schilde führt, mein kostbares Leben riskieren? Warum? Wo es doch zum gleichen Preis einen „Miami“ gibt?

Nein, ich bin nun mal kein Kind der Berge. Ich bin ein Kind der Wüste. Und der längste Spaziergang, den ich im Alltag zurücklege, sind die Wege in den Supermarkt und zurück, um Dinge zu kaufen, aus denen ich Essen machen kann, also den „Geschmack des Lebens“.