Mittwoch, 29.3.2023, Daniela Feichtinger

Vom Pinselstrich zum Kunstwerk

In den Morgengedanken macht sich Daniela Feichtinger auf die Suche danach, wie etwas entsteht. Auch wenn das Ganze zwischendurch alles andere als erfolgversprechend aussieht…

Ich schaue mir auf Instagram gern die Arbeit von Illustratoren an. Der Blick hinter die Kulissen fasziniert mich. Die Künstlerinnen und Künstler filmen, wie die Titelseite eines Magazins entsteht oder wie sie ein Kinderbuch entwerfen. Im Zeitraffer sehe ich, was in Wahrheit Tage und Wochen dauert.

Daniela Feichtinger
ist katholische Theologin, Autorin und Pädagogin aus Graz

Nicht aufhören!

Eines fällt mir dabei immer wieder auf: Fast jede Illustration sieht zwischenzeitlich nicht gut aus. Aus einer fabelhaften Skizze wird ein Durcheinander aus farbigen Flächen. Öfter als einmal habe ich mir schon gedacht: Oje, sie hat’s vermasselt. Aber dann arbeiten die Künstler weiter, wählen zuversichtlich weitere Farben, ziehen Striche, setzen Akzente – und die Illustration tritt in ihrer ganzen Schönheit zu Tage.

Ich bin beim Zuschauen nervös, dabei kenne ich das selbst vom Kochen und auch vom Schreiben: Die Küche ist ein Schlachtfeld, mein Eintopf eine trübe Brühe, aber irgendwann ist wieder alles sauber und das Essen köstlich. Aus einer Ansammlung von guten Ideen, Satzfragmenten, unlogischen Zeitsprüngen und Tippfehlern wird ein richtig guter Text. Die Gefahr ist groß, da aufzuhören, wo es hässlich wird. Aber vielleicht fehlen ja nur etwas Zuversicht und drei Pinselstriche zum Kunstwerk?