Nimm Dein Bett und geh
Wenn wir aufstehen, dann spielen wir das nach, was uns die Naturwissenschaftler immer wieder zu erklären versuchen. Den aufrechten Gang – das große Projekt der Evolution. ‣
Wenn wir aufstehen, dann spielen wir das nach, was uns die Naturwissenschaftler immer wieder zu erklären versuchen. Den aufrechten Gang – das große Projekt der Evolution. ‣
Weiß, Grau und Blau – Kälte und Eis – das ist eigentlich so gar nicht meine Welt. Spätestens ab der zweiten Januarhälfte sehne ich als im Sommer Geborene den Frühling schon ungeduldig herbei mit all den bunten Farben und der erblühenden Natur. ‣
Vier Kinder in einem hellen Innenraum. Genauer gesagt: vier Buben, die nahezu frontal zur Bildebene stehen. Keine Dramatik, keine aufwühlenden Farben, keine große Geschichte. Auch kein Hinweis auf ein nahendes Fest oder einen ungewöhnlichen Anlass. Dennoch ist dieses ziemlich große Ölgemälde ausgesprochen spannend und motiviert mich, es immer wieder zu betrachten. ‣
Zum 75. Todestag von Edvard Munch: Es gibt Bildmotive, die sind so oft vervielfältigt worden, dass ich sie mir gar nicht mehr genau anschauen möchte, so vertraut erscheinen sie mir. ‣
Ein Bild, das mich immer wieder aufs Neue berührt. Nicht nur, weil mir als Mutter zweier Kinder das Thema ungemein nahegeht. Sondern auch, weil es das kompromisslose Ringen eines Künstlers spiegelt mittels Farben, Formen und Pinselstrichen den zentralen Fragen des Lebens näherzukommen. ‣
Zum 75. Todestag von Edvard Munch: Zunächst sehe ich Grün-, Braun- und Ockertöne. Dann erst blicke ich gebannt auf die stechenden dunklen Augen. Schauen sie mich an oder blicken sie fragend über mich hinweg? ‣
Manchmal findet man etwas, ohne es zu suchen. So bin ich auch zufällig darauf gestoßen, dass morgen der Welttag der Religionen ist. Naja, es gibt ja auch einen Jogginghosentag. Oder einen Welt-Knuddeltag. Warum nicht auch einen Welttag der Religionen! ‣
Die Meinungen sind geteilt: Die einen sagen, die Religion sei im Absterben begriffen und werde aus unserer Welt verschwinden. Die anderen meinen, die Religion kehre in unseren Tagen, nach einer gewissen Schwächephase, triumphal zurück. Beide haben recht. Je nachdem, was man unter Religion versteht, stimmt die eine oder die andere These. ‣
Kaum jemand, der von Verkehrsopfern, Kriegsopfern oder den Opfern von Katastrophen spricht, denkt dabei an Religion. Aber das Opfer ist wahrscheinlich die älteste Form der religiösen Handlung, ein Urakt der Religion. ‣
Im Glutkern der Religion finden sich nicht nur Leben und Sinn, sondern auch Tod und Vernichtung. ‣
Die meisten Religionen haben einen Mittelpunkt, den man „das Heilige“ nennen kann. Dieses Heilige hat ein doppeltes Gesicht, wie die meisten Religionen. Es ist anziehend, heilbringend, Leben spendend, ein „Segen“ – es kann aber auch furchtbar, erschreckend, todbringend, ein „Fluch“ sein. ‣
Was ist „Zeit“? fragt Augustinus in seinen „Bekenntnissen“. Und er stellt fest: „Wenn mich niemand danach fragt, weiß ich es; will ich es einem Fragenden erklären, weiß ich es nicht.“ Ganz ähnlich ist es mit „Religion“. Jede und jeder weiß, was damit gemeint ist. Aber wer könnte erklären, was Religion genau ist? ‣
Schneeweißchen und Rosenrot, das sind die Schwestern, die dem undankbaren Giftzwerg dreimal das Leben retten. ‣
Da ist eine bitterarme Familie. Der Hunger vernebelt den Eltern das Hirn, und die Mutter sagt: Die Kinder müssen weg, damit wenigstens wir leben können. Sie haben es erkannt: das ist „Hänsel und Gretel“. ‣
Da ist das Aschenbrödel. Mutter tot, Stiefmutter so, wie sie im Märchen sind, und passende Stiefschwestern. Aschenbrödel wird schwer gemobbt in diesem Frauenhaushalt. Sie kippen ihr Linsen in die Asche, die muss sie herausfingern, Drecksarbeit, komplett sinnlose. ‣
Das Ende dieses Märchens kennen alle: Rumpelstilzchen zerreißt sich selbst. Aus Wut, weil die Königin ihm seinen Namen nennen kann. ‣
Ein Un-Ort. Ein Berg aus mörderischen Hecken: Wer vor der Zeit durch will, spießt sich den Leib auf und stirbt. Dornröschen schläft da drin in ihrem Schloss 100 Jahre, genauso wie alle anderen Lebewesen, die am 15. Geburtstag der Prinzessin an Ort und Stelle waren: Stubenfliege, Küchenmagd, Königspaar. ‣
Kindern soll man ja so viel und so lang wie möglich vorlesen, heißt es. Ich tue das nicht aus mütterlichem Pflichtbewusstsein, wie man zum Zähneputzen anhält, sondern mit Euphorie, besonders an Winterabenden. ‣
„Alles was ich sage, sei Gespräch. Nichts sei ein Ratschlag oder eine Lehre.“ Das schrieb Desiderius Erasmus, geboren um 1468 in Rotterdam als unehelicher Sohn eines Priesters, gestorben 1536 in Basel. ‣