Beschneidung: IKG startet internationale Vernetzung

Die jüdischen Gemeinden im deutschsprachigen Raum schließen sich in der aktuellen Beschneidungsdebatte zusammen. Die Organisation übernimmt die Israelitische Kultusgemeinde Wien.

Oskar Deutsch

APA/HERBERT PFARRHOFER

„Obwohl die diesbezüglich ambivalent auszulegende Gesetzeslage in Deutschland mit der diesbezüglich explizit positiven Einstellung der österreichischen Gesetze nicht zu vergleichen ist, versuchen die Gegner religiöser Traditionen auch in diesem Lande, zum Teil auch mit eindeutig antisemitischen Ansätzen, diese mit haarsträubender Ignoranz und Polemik geführte Diskussion für ihre Ziele zu nutzen.“ - Oskar Deutsch im IKG-Mitteilungsblatt „Die Gemeinde“.

Die Israelitische Kultusgemeinde Wien (IKG) ist derzeit mit der Organisation einer staatenübergreifenden Koordinationsgruppe betraut, so IKG-Präsident Oskar Deutsch am Montag gegenüber der APA. Er zeigt sich zuversichtlich, die Debatte im Sinne der jüdischen Gemeinden entscheiden zu können.

Deutsch glaubt, „dass der gesetzliche Status quo in Österreich belassen und auch in Deutschland ein Gesetz zum Schutz der religiösen Beschneidung bei Männern verabschiedet werden wird“. Die Organisation der Koordinationsgruppe obliegt der IKG, welche auch die Initiative zu dieser Zusammenarbeit ergriffen hat, sowie dem Rabbinat. In der Gruppe Vertreten sollen auch religiöse Beschneidungsexperten, so genannte Mohalim, vertreten sein. Ziel ist es, eine gemeinsame Strategie in der Debatte zu koordinieren.

Deutsch: „Haarsträubende Ignoranz“

In einer historischen Pressekonferenz hatten am Freitag in Wien der Präsident der Kultusgemeinde Wien, Oskar Deutsch, IGGiÖ-Präsident Fuat Sanac, der Generalsekretär der Österreichischen Bischofskonferenz, Peter Schipka, sowie der lutherische Bischof Michael Bünker gemeinsam klargestellt, dass sie die laufende Beschneidungsdebatte als „Kampagne“ und zugleich als „Bedrohung der Religionsfreiheit“ sehen - mehr dazu in Beschneidung: Interreligiöse Allianz fordert Klarheit(27.07.2012).

Unterdessen geht die Diskussion rund um religiös motivierte Beschneidungen an Buben und ihre rechtliche Regelung in Deutschland weiter.

So erklärte die deutsche Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) laut dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“, sie wolle kein eigenes Gesetz zur Beschneidung von Buben. Uneinig seien sich die Rechtsexperten aber darüber, ob das Thema prinzipiell im Strafrecht oder besser im Familienrecht zu regeln sei.

(APA/KAP)

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