Neuer Vatikanischer Bibliothekar: Papst wollte meinen Job

Bevor Kardinal Ratzinger Papst wurde, wollte er angeblich Chef von Vatikanbibliothek und -archiv werden.

Bevor er 2005 zum Papst gewählt wurde, wollte Kardinal Joseph Ratzinger Chef von Vatikanbibliothek und -archiv werden. Das sagte der neue „Archivar und Bibliothekar der Heiligen Römischen Kirche“, Erzbischof Jean-Louis Brugues, der Vatikan-Zeitung „L’Osservatore Romano“ (Freitag-Ausgabe). In einem Gespräch vor seiner Ernennung habe Benedikt XVI. ihm gesagt, dass dieses Amt sein Traum gewesen sei, so Brugues. Die enge Bindung des Papstes zu der Bibliothek sei leicht nachzuvollziehen, wenn man „auf den Reichtum und die Kraft“ seiner Predigten und Ansprachen schaue. Der 68-jährige Franzose übt sein Amt seit Ende Juni aus.

Jean-Louis Brugues

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Archivar und Bibliothekar der Heiligen Römischen Kirche Erzbischof Jean-Louis Brugues

Brugues verglich die Bedeutung der Vatikanischen Bibliothek für die katholische Kirche mit dem Kiel eines Schiffes: Für die meisten unsichtbar, aber unerlässlich, um über Wasser zu bleiben. Ohne die Arbeit in den Archiven wäre die Kirche beliebigen Lehren oder Modeerscheinungen ausgesetzt. Die Bibliothek habe auch eine universale Bestimmung, da die Kirche die „älteste Institution der Menschheit“ darstelle, so der Franzose.

Brugues sieht „Krise der Amnesie“

An den Schulen und Universitäten spiele Erinnerung eine immer kleinere Rolle. Vielmehr setzte sich die Gesellschaft einer „Krise der Amnesie“ aus und komme deshalb nicht voran. Die Erinnerung ist laut Brugues die Bedingung für die eigene Identität und damit auch für den sozialen Fortschritt. Der Erzbischof kritisierte, dass die Ausbildung in den Universitäten sich immer mehr den Anforderungen des Marktes anpasse. Er sehe dabei die Gefahr von Instrumentalisierung.

Schulen und Universitäten sollten jungen Menschen möglich machen, sich selbst zu entwickeln. Die Ausbildung müsste menschliche, körperliche, intellektuelle und spirituelle Dimensionen enthalten. Brugues glaubt nach eigener Aussage nicht, dass die neuen Kommunikationstechnologien eines Tages Bücher ersetzen könnten. Das Buch sei wie ein Freund, man könne es zu Rate ziehen, anfassen und riechen: „Mit den neuen Kommunikationsmitteln können wir das alles nicht tun.“

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