Verfolgung im Iran: Bahai schlagen Alarm

Die Verfolgung der Bahai im Iran habe sich dramatisch verschärft, warnt die Bahai-Religionsgemeinschaft in Österreich.

In zahlreichen Städten einschließlich Semnan, Isfahan und Schiras gehen die Behörden brutal gegen Anhänger dieser größten religiösen Minderheit des Landes vor. Die österreichische Bahai-Gemeinde ist alarmiert und hat sich um Hilfe an das Außenministerium gewandt.

„Eine infame Komponente der Verfolgung besteht darin, die örtliche Bevölkerung gegen die Bahai aufzuhetzen“, so Ottilie Käfer, Pressesprecherin der Bahai-Religionsgemeinschaft in Österreich in einer Aussendung vom Donnerstag. Das geschehe häufig in Moscheen und in Verbindung mit Anti-Bahai-Propaganda in nationalen Massenmedien, die von der Regierung kontrolliert würden.

Führungsgremium im Gefängnis

Das Zentrum der Verfolgung bildet derzeit die nordiranische Stadt Semnan. Dort gehen Regierungsbehörden gemeinsam mit der schiitischen Geistlichkeit koordiniert gegen die Bahai vor.

Einheit der Religionen

Die von dem Perser Baha’ullah (1817 bis 1892) im 19. Jahrhundert gegründete Religionsgemeinschaft glaubt an die grundsätzliche Einheit der Religionen. Die Universalreligion lehrt eine Art abrahamitischen Monotheismus, der sich dem Humanismus und dem Zusammenhalt der Menschheit verpflichtet fühlt.

Den Bahai ist es verboten, Gemeindeversammlungen abzuhalten. Man hindert sie am Erwerb ihres Lebensunterhaltes und verwehrt ihnen die Bestattung ihrer Toten. Bahai-Schulkinder sollen von ihren Lehrern und Klerikern vor ihrer Klasse wegen ihrer Religion gedemütigt und bedrängt werden, ihrem Glauben abzuschwören.

In den vergangenen drei Jahren wurden in Semnan 26 Bahai wegen ihres Glaubens zu Gefängnisstrafen verurteilt. Acht weitere Angehörige der Minderheit wurden dieser Tage zu Haftstrafen von sechs Monaten bis sechs Jahren verurteilt. Landesweit befinden sich derzeit über hundert Bahai in Gefängnissen, darunter das siebenköpfige informelle Führungsgremium, das sich um die nötigsten sozialen und geistigen Belange der Gemeinde kümmerte und im August 2010 nach einem „Scheinprozess und unter konstruierten Anklagen“ zu je 20 Jahren Haft verurteilt wurde, so die Vorwürfe der Bahai.

Bahai-Heiligtum in Haifa

Reuters/Baz Ratner

Das Bahai-Heiligtum in Haifa

Verfolgung aus religiösen Grunden

Derzeit leben im Iran 300.000 Bahai. Entgegen den gegenüber dem Westen regelmäßig vorgebrachten Aussagen der iranischen Regierung werden die iranischen Bahai ausschließlich aufgrund ihrer religiösen Überzeugungen verfolgt: Verhafteten Bahai werde immer wieder die Freiheit angeboten, wenn sie zum Islam übertreten würden, so Käfer. Die UNO und die EU verurteilten die schweren Menschenrechtsverletzungen an den Bahai scharf.

Laut Angaben des jüngsten „World Almanac and Book of Facts“ bekennen sich weltweit rund 7,8 Millionen Menschen - vorwiegend in Indien, im Iran, in Afrika südlich der Sahara sowie in Nord- und Südamerika - zum Bahai-Glauben. Vor allem im Iran sind die Bahai Unterdrückung und Verfolgung ausgesetzt. Das geistige Zentrum der Bahai-Gemeinde befindet sich heute in der israelischen Küstenstadt Haifa - was zusätzlich das Misstrauen der iranischen Führung verstärkt.

In Europa leben 2008 rund 150.000 Bahai. In Österreich wurden die Bahai 1998 offiziell als „religiöse Bekenntnisgemeinschaft“ anerkannt. Sie leben österreichweit in rund 160 Städten und Ortschaften in allen Bundesländern und sind auf örtlicher Ebene in 20 Geistigen Räten organisiert. Verwaltungssitz der österreichischen Bahai-Gemeinde ist das Bahai Center Austria in Wien-Penzing.

KAP/religion.ORF.at

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Weltreligionstag der Bahai (religion.ORF.at, 19.01.2013)