Vorarlberger Pfarrer: Rücktritt „richtiger Schritt“

Rom verweigere den Dialog in dringend notwendigen Reformfragen, führte der Pfarrer unter anderem als Grund an.

Der 54-jährige Ronald Waibel, seit Sonntag Ex-Pfarrer von Dornbirn-Haselstauden (Vorarlberg), sieht seinen aus Protest erfolgten Rücktritt als Priester als „richtigen Schritt“. Er habe seit recht langer Zeit Schwierigkeiten gehabt, Vertreter einer von Rom zentralistisch regierten Kirche zu sein, sagte er am Montag gegenüber der APA. Letztlich habe er den Druck nicht mehr ausgehalten. Der Pfarrer-Initiative, der er angehörte, wünsche er, „dass sie weiter alles Mögliche versucht, um die gesteckten Ziele zumindest ansatzweise zu erreichen“, so Waibel.

Pfarrer Ronald Waibel

APA/Dietmar Mathis

Der ehemalige Pfarrer von Dornbirn-Haselstauden, Ronald Waibel, während einer Messe am 13. Februar 2008 in der Pfarrkirche in Egg

Der 1985 zum Priester geweihte Waibel hatte am Sonntagvormittag seiner Pfarrgemeinde erklärt, dass er seine Tätigkeit als Pfarrer aufgibt. „Ich habe mir das lange überlegt und bin überzeugt, dass das der richtige Schritt ist“, sagte der 54-Jährige im APA-Gespräch. Seine „rein persönliche Entscheidung“ begründete er unter anderem damit, dass Rom den Dialog in dringend notwendigen Reformfragen verweigere und auch in fehlendem Vertrauen „in Mitarbeiter wie mich, die sich Gedanken über die Zukunft unserer Kirche machen“.

Arbeitsfeld Geistlicher zu groß?

Ebenfalls unzufrieden zeigte sich Waibel damit, dass Vorarlberg seit vergangenem Oktober ohne Bischof dasteht, weil sich sich der Vatikan Zeit lasse. Wen er sich als Bischof wünscht, wollte Waibel nicht sagen. „Es wäre aber wichtig, dass es ein Bischof ist, der das Volk ernst nimmt und auf den die Leute stolz sind“, stellte der 54-Jährige fest.

Bei der Pfarrer-Initiative sah man sich durch den Rücktritt Waibels in der Auffassung bestätigt, dass das Arbeitsfeld der Geistlichen zu groß sei, wie Priester Erich Baldauf am Montag am Rande des Herbstsymposiums der Diözese Feldkirch gegenüber ORF Radio Vorarlberg erklärte. Diözesanadministrator Benno Elbs, der Waibels Entscheidung „im Gesamten nicht nachvollziehen“ kann, sah das hingegen anders. Er glaube nicht, dass ein Pfarrer eine größere Arbeitsbelastung habe als vor Jahren, so Elbs, der keine weiteren Priesterrücktritte befürchtete - mehr dazu in Reaktionen zum Pfarrer-Rücktritt (vorarlberg.ORF.at; 3.9.2012).

Ausbildung als Krankpfleger

Waibel seinerseits sah mit dem über Pfingsten gefassten Entschluss zu seinem Abgang eine große Last von sich gefallen. Er habe von seiner Pfarrgemeinde dafür viel Hochachtung, aber auch Bedauern erfahren dürfen. Er blicke mit Stolz und Freude auf seine 27 Jahre als Priester zurück. Waibel wird nun eine Ausbildung als Krankenpfleger beginnen. Bei der Diözese Feldkirch bedankte sich Waibel für ihre „große Unterstützung und den menschlichen Umgang“. Die Diözese wird dem 54-Jährigen in den nächsten sechs Monaten sein Gehalt weiterbezahlen, auch hinsichtlich seiner Pension sei „alles abgeklärt“.

„Zentralistischer" Führungsstil“

Nach Angaben der Diözese bat Waibel seine Pfarrgemeinde in Haselstauden bei seinem Abschiedsgottesdienst am Sonntag darum, seinen Schritt zu respektieren. Er ermutigte die versammelten Gläubigen, ihr Engagement und ihre Mitarbeit in der Kirche nicht von seiner Entscheidung abhängig zu machen. Er selber werde eine Form finden, sich weiterhin als Christ in der katholischen Kirche zu engagieren.

Hauptgrund für die Entscheidung zur Niederlegung des Priesteramts sei der „zentralistische“ Führungsstil und eine mangelnde Reformbereitschaft, teilte Waibel laut einem Bericht der „Vorarlberger Nachrichten“ am Ende des Gottesdienstes mit. Als Priester finde er in der Kirche „keine lebbaren Arbeitsbedingungen“ mehr vor. Waibel war 1985 zum Priester geweiht worden und in den darauf folgenden Jahren in Egg, Egg-Großdorf, Klaus und Fraxern sowie Dornbirn-Haselstauden tätig.

KAP

Link: