„Vatileaks“-Autor: Kammerdiener ging es um Transparenz

Der italienische Autor Gianluigi Nuzzi hält die Verschwörungstheorien einiger Medien über die „Vatileaks-Affäre“ für nicht plausibel.

Der wegen schweren Aktendiebstahls angeklagte Butler des Papstes, Paolo Gabriele, habe lediglich zu mehr Transparenz in der Kirche beitragen wollen, erklärte Nuzzi am Montag bei einer Pressekonferenz in Berlin, bei der er erstmals den Butler als seine Hauptquelle nannte, wie Kathpress meldet.

Nuzzis Buch „Sua Santita“, in dem er Briefe und Akten aus der unmittelbaren Umgebung des Papstes veröffentlichte, sorgte in den vergangenen Monaten weltweit für Schlagzeilen. Der mutmaßliche Hauptinformant des Journalisten, der päpstliche Kammerdiener, steht im Vatikan wegen schweren Diebstahls unter Anklage.

Keine „Guten“ und „Bösen“

Laut Ermittlungen der vatikanischen Staatsanwaltschaft gab der frühere päpstliche Kammerdiener dem Journalisten Nuzzi zahlreiche kopierte Briefe und Geheimdokumente aus der Wohnung des Papstes weiter. Als die Dokumente veröffentlicht wurden, spekulierten italienische Medien, innervatikanische Flügelkämpfe seien die wahre Ursache für den Vertrauensbruch gewesen, eines der Angriffsziele sei Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone.

In Berlin betonte der Autor nun, es gebe in seinem Buch keine „Guten“ und keine „Bösen“. Die Tatsache, dass in etlichen der publizierten Dokumente der Kardinalstaatssekretär in einem ungünstigen Licht dastehe, habe mit dessen objektiver Rolle im Vatikan zu tun. Diese Rolle ziehe notwendigerweise Kritik und Projektionen auf sich, die zu einer Überhöhung auch im Schlechten führen könnten.

Intervention gegen Vertrieb von Erotik-Büchern

Die jetzt vorgestellte deutsche Version unter dem Titel „Seine Heiligkeit“ enthält drei bisher unveröffentlichte Dokumente, die Deutschland betreffen. Aus einem der Dokumente geht hervor, dass im Vatikan darüber beraten wurde, wie man die deutschen Bischöfe in der „Weltbild-Affäre“ zu einer entschlossenen Intervention gegen den Vertrieb von Erotik-Büchern in dem gleichnamigen katholischen Verlagshaus bringen könne. Auch eine in italienischer Sprache verfasste Kurznotiz von Papstsekretär Georg Gänswein zu der Causa ist in dem Buch enthalten, in der er schreibt: „Hier muss sofort gehandelt werden.“.

Nuzzi sagte in Berlin, er wolle mit seinem Buch kein Werturteil über den Vatikan oder die katholische Kirche abgeben. Ihm gehe es lediglich darum, zu zeigen, dass es in diesem Staat und in der Leitungsbehörde der katholischen Weltkirche Konflikte, Kämpfe und Verschwörungen gebe wie in jedem anderen Staat der Welt auch.

Informanten vernetzt?

Über Art und Umfang seiner Quellen macht der Autor widersprüchliche Angaben. Anders als in seinem Bestseller, in dem er sich auf eine vernetzte Gruppe von Informanten beruft, erklärte Nuzzi in Berlin, er habe bei seiner Recherche mehrere voneinander unabhängige Quellen genutzt. Keiner von ihnen habe er Geld gegeben. Die Informanten hätten jedoch stets erkennen lassen, dass sie unter der „Spannung zwischen der Scheinheiligkeit der Institution, der sie dienten, und ihrem katholischen Glauben litten“.

KAP

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