Buddhisten planen Jubiläum in Österreich

Gerhard Weißgrab im Gespräch mit religion.ORF.at über den Buddhismus und die Vorbereitungen zum Jubiläumsjahr.

Gerhard Weißgrab ist Präsident der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft (ÖBR). Der heute 60-Jährige wurde als Kind und Jugendlicher katholisch sozialisiert. Mit 27 Jahren lernte er auf einer Asien-Reise den Buddhismus kennen. Die ORF 2-Sendung „Religionen der Welt“ zeigt am Samstag, dem 15. September um 16.55 Uhr ein Porträt des höchsten Repräsentanten der Buddhisten in Österreich.

Der Buddhismus ist eine in Österreich seit 1983 anerkannte Religionsgemeinschaft. Österreich war somit das erste Land in Europa, das den Buddhismus offiziell anerkannte. Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums plant die ÖBR viele Veranstaltungen quer durch Österreich auf das ganze Jahr verteilt. Die wichtigsten Veranstaltungen, so Weißgrab, sind ein Symposium unter dem Motto „Verantwortung Leben“ am 4. und 5. April mit einem anschließenden Festakt im Festsaal des Rathauses Wien, und die Anfang Juni stattfindende Kulturwoche, bei der buddhistische Kunst und Kultur im Mittelpunkt steht.

Gerhard Weißgrab, Präsident der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft.

ORF / Ursula Unterberger

Gerhard Weißgrab betont im Gespräch mit religion.ORF.at, dass der Buddhismus fundierte Ethikwerkzeuge, wie beispielsweise Toleranz, bietet.

Selbstverständnis und Toleranz

Unter dem Dach der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft sind alle in Österreich vertretenen Traditionen des Buddhismus vereint. Im Gespräch mit religion.ORF.at meint Weißgrab, dass das Miteinander nicht unbedingt schwierig sei, unter den unterschiedlichen Strömungen würde es nämlich keine Konkurrenz geben, wie es bei anderen Religionen häufig der Fall ist. Es herrsche ein gegenseitiges Selbstverständnis. Dieses gegenseitige Selbstverständnis und vor allem Toleranz ist laut Weißgrab auch eine Eigenschaft, die der Buddhismus der österreichischen Gesellschaft beisteuern kann. Man solle mehr Toleranz zeigen, Toleranz habe aber auch Grenzen. Diese Grenzen wachsen aus einer Einsichtsethik heraus: man solle die Grenzen der Toleranz verstehen, nicht nur aus reiner Vorschrift einhalten.

Leider würden nicht alle Buddhisten den typischen Klischees – alle Buddhisten sind friedvoll und ernähren sich vegetarisch – entsprechen. Dies sei vielmehr die letzte Konsequenz einer erfolgreichen, zutiefst buddhistischen Praxis, erklärt der Präsident des ÖBR.

“Spannende und interessante Diskussion“

Das Image des Buddhismus sei in Österreich aber weitgehend positiv. Es gibt auch Ausnahmen, wie zum Beispiel bei der Diskussion um den Stupa-Bau in Gföhl Ende 2011, als extremistische Gruppen den Buddhismus wüst beschimpften. Man sei der Sache aber nicht weiter nachgegangen, da man „diesem primitiven Schwachsinn nicht noch mehr Energien geben“ wollte. Die Diskussion sei aber interessant und spannend gewesen. „Man hat nachempfinden könne, wie sich Moslems fühlen, wenn es darum geht, eine neue Moschee zu bauen.“

Lena Gschiel, religion.ORF.at

TV-Tipp

Religionen der Welt: Mein Buddhismus Samstag 15. Sep. 16.53 Uhr, ORF 2