„Braunschlag“: Von Wundern und anderen Unglücken

Ab Dienstag ist die bereits im Vorfeld vielgelobte ORF-Serie im Fernsehen zu sehen. Im Zentrum von „Braunschlag“ stehen die Ereignisse rund um ein fingiertes Marienwunder im Waldviertel.

„Wunder sind selten genug, weil meistens nur Lug und Trug“, singt der viel zu früh verstorbene Ludwig Hirsch in einem seinen Lieder. Viel Lug und Trug rund um ein Wunder als letzte Hoffnung - das sind die Grundzutaten, aus denen David Schalko die Geschichte rund um Braunschlag zusammengemischt hat. Die achtteilige Serie startet am 18. September im Rahmen der neuen Programmschiene “DIE NACHT” auf ORF 1.

Szene aus Braunschlag: Reine hat eine Marienerscheinung

ORF / Superfilm

Habtachtstellung vor einer fingierten Marienerscheinung - nur eine Absurdität von vielen

Braunschlag, das ist der Name einer fiktive Gemeinde im tiefsten Waldviertel - ein Ort, der in seinen letzten Zügen liegt. Bürgermeister Gerri Tschach (Robert Palfrader) hat das Geld seiner Gemeinde in Russland versenkt, Arbeitsplätze sind Mangelware und vom UFO-Landeplatz des Dorfexzentrikers Reini (Raimund Wallisch) lassen sich weder extraterrestrische noch andere Touristen anlocken. Einzig die wachsamen Augen des Landesfürsten in St. Pölten blicken nach Braunschlag. Doch wohlwollend ist dieser Blick nicht.

Szene aus Braunschlag: Gerri und Richard mit Madonnenstatue

ORF / Superfilm / Ingo Pertramer

Der Weg zum selbstgebauten Marienwunder ist kein leichter

Das selbstgestrickte Wunder

„Wenn du glaubst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her.“ So abgeschmackt wie der Spruch aus Großmutters Poesiealbum scheint der Plan, den Gerri und sein Freund Richard (Nicholaus Ofczarek), Besitzer der Dorfdisco und selbst sein bester Gast, zur Heimat- und Selbstrettung ersinnen. Eine Marienerscheinung soll Wohlstand und Glück ins nördliche Waldviertel bringen. Mit Discolicht und billiger Plastikstatue wollen der Bürgermeister und sein dauertrunkener Kompagnon dessen Schwager Reini davon überzeugen, dass die Jungfrau Maria persönlich zu ihm spricht.

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ORF

TV-Tipp: Wunderheilung
in kreuz und quer

Kurt Langbein hat eine schwere Krebserkrankung durch Strahlentherapie überstanden. Doch wie lange darf er sich als „vorerst geheilt“ in Sicherheit wiegen? Der erfahrene Wissenschaftsjournalist lässt in „Wunder Heilung“ seine eigene Krankengeschichte Revue passieren.

„kreuz und quer“ am 18. September 2012, 22.30 Uhr, ORF 2

Wiederholungen

Mittwoch, 19. September 2012, 20.15 Uhr, ORF III

Donnerstag, 20. September 2012, 11.50 Uhr, ORF 2

„Wunder Heilung“

Dass diese „Vision“ beim UFO-gläubigen Reini tiefere Spuren zurücklässt als erwartet, ist nur eine der ungeplanten Nebenerscheinungen, die das inszenierte Wunder mit sich bringt. Neben den erhofften Touristenströmen beginnt sich der Vatikan mit einem eigens entsandten Kommissar (Manuel Rubey) für den Waldviertler Ort zu interessieren. Und auch dem “Onkel” in St. Pölten ist nicht egal, was in der Sorgenkind-Gemeinde plötzlich vor sich geht.

Mediale Aufmerksamkeit ganz ohne Eklat

Noch vor ihrer TV-Erstausstrahlung wird die schon im März auf DVD veröffentlichte Serie bereits als Kult gehandelt. Dabei ist der Eklat, den sich vielleicht mancher rund um das “apokalyptische Breitwandgemälde der österreichisch-vatikanischen Befindlichkeiten” erwartet hätte, ausgeblieben. In der niederösterreichischen Landespolitik scheint man mehr unterhalten als verärgert zu sein.

Auch von kirchlicher Seite ließ sich bis jetzt nur der Gründungsdirektor der Theologischen Hochschule von Heiligenkreuz, Pater Karl Wallner, zu scharfen Worten hinreißen. Als eine “schändliche Klamaukkomödie, die antikirchliche Klischees bedient”, bezeichnete Wallner „Braunschlag“ im aktuellen „News“. Versuche, die Ausstrahlung zu verhindern, gab es allerdings keine.

Darüber, ob „Braunschlag“ nun ein Sittenbild der österreichischen Gesellschaft, ein Angriff auf die katholische Kirche oder einfach nur gute Unterhaltung ist, kann sich jeder ab Dienstag selbst ein Bild machen. Die mediale Aufmerksamkeit im Vorfeld mag aber ein Indiz dafür sein, dass sich mit religiösen Themen noch immer ganz gut Aufmerksamkeit kreieren lässt.

Martin Steinmüller, religion.ORF.at