Piusbruderschaft schließt Williamson aus

Der Holocaust-Leugner Bischof Richard Williamson ist von der vom verstorbenen Konzilsgegner Erzbischof Marcel Lefebvre gegründeten traditionalistischen Priesterbruderschaft St. Pius X. (FSSPX) ausgeschlossen worden.

Das teilte die Bruderschaft in einer Presseaussendung nach Angaben italienischer Nachrichtenagenturen am Mittwoch mit. Bereits am 4. Oktober hätten sich der Generalobere Bernard Fellay und dessen Rat zu diesem Schritt entschlossen, teilte die Pressestelle der von Lefebvre in den 1970er Jahren gegründeten Gemeinschaft im Schweizer Menzingen, wo die Lefebvrianer ihren Hauptsitz haben, am Mittwoch mit.

Richard Williamson

EPA / David Dyson

Bischof Richard Williamson

Der Beschluss sei gefasst worden, da Williamson „zur Rebellion aufgerufen“ habe und beständig ungehorsam gewesen sei. „Dieser schmerzhafte Beschluss wurde im Namen des gemeinsamen Wohls der Bruderschaft gefällt“, hieß es in der Presseaussendung der Piusbruderschaft. Der Rauswurf sei „aus Sorge um das Gemeinwohl der Bruderschaft St. Pius X. und einer guten Leitung derselben“ erfolgt, so die Aussendung.

Der heute 72-jährige Williamson hatte 2008 im Interview mit einem schwedischen Fernsehsender im Priesterseminar der Bruderschaft in Zaitzkofen bei Regensburg den Mord an sechs Millionen Juden durch die Nazis und die Existenz von Gaskammern bestritten.

„Glaube, es gab keine Gaskammern“

Wörtlich sagte Williamson damals aus dem Englischen übersetzt: „Ich glaube, dass die historischen Beweise gewaltig dagegen sprechen, dass sechs Millionen Juden vorsätzlich in Gaskammern vergast wurden als vorsätzliche Strategie Adolf Hitlers. (...) Ich glaube, es gab keine Gaskammern.“

Der sich mittlerweile vier Jahre hinziehende Fall stürzte die katholische Kirche in eine schwere Krise. Exakt zu der Zeit, als das Interview veröffentlicht wurde, gab der Vatikan die Aufhebung der Exkommunikation von Williamson und dreier weiterer Bischöfe der Piusbruderschaft bekannt. Papst Benedikt XVI. soll jedoch von den Interviewäußerungen nichts gewusst haben. Der Fall belastet noch heute die Verhandlungen des Vatikans mit den Piusbrüdern über die Rückkehr in die katholische Amtskirche - mehr dazu in Piusbrüder: Einigung mit Rom derzeit kaum denkbar.

Gespräche mit Vatikan stocken

Angekündigt hatte sich der Rauswurf bereits in den vergangenen Monaten. Seit Juli durfte Williamson zeitweise nicht mehr an Beratungen des FSSPX-Generalkapitels teilnehmen. Laut der aktuellen Mitteilung ließ er eine letzte Frist verstreichen, in der er sich „unterordnen“ hätte sollen. Stattdessen habe er im Internet gegen seinen Oberen mobilisiert und mit einem offenen Brief an ihn gedroht, der eine Rücktrittsaufforderung enthalten sollte.

Konzilsreformen abgelehnt

Die Priesterbruderschaft St. Pius X. (FSSPX) wurde 1970 von dem französischen Erzbischof Lefebvre gegründet und lehnt die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 bis 1965) ab. Seit Ende 2009 führt der Vatikan Gespräche mit der Bruderschaft. Im Herbst legte der Vatikan den Piusbrüdern die „Lehrmäßige Erklärung“ über grundlegende Glaubenslehren der katholischen Kirche zur Unterzeichnung vor.

Williamson gilt als schärfster Gegner der 2009 begonnenen Annäherung der Bruderschaft an den Vatikan. Allerdings sind die Gespräche seit Frühjahr im Stocken. Differenzen gibt es besonders aufgrund der Verweigerung einer Anerkennung der Rechtmäßigkeit des Zweiten Vatikanischen Konzils und von dessen Beschlüssen, etwa zur Ökumene, zur Liturgiereform, zur Gewissensfreiheit, zur Religionsfreiheit und zum Judentum.

Trendwende in Verhandlungen mit Vatikan?

Der Ausschluss Williamsons aus der Piusbruderschaft könnte eine Trendwende in den Verhandlungen markieren. „Die Entscheidung wird die Gespräche sicherlich erleichtern“, sagte der Sprecher der Piusbruderschaft in Deutschland, Pater Andreas Steiner, auf dpa-Anfrage. Der Vatikan lehnte eine Erklärung oder einen Kommentar am Mittwoch ab. Sprecher Federico Lombardi sagte, der Vatikan betrachte das als eine interne Angelegenheit der Bruderschaft. Er äußere sich nicht zu deren Entscheidungen die eigene Bruderschaft betreffend, teilte Lombardi der dpa mit.

In Deutschland läuft ein gerichtlicher Strafbefehl gegen den aus der anglikanischen Kirche konvertierten Engländer, der in London lebt. Die Anzeige lautet auf Volksverhetzung. Williamson legte gegen den Strafbefehl in der Höhe von 100 Tagessätzen Einspruch ein. Mit der mündlichen Hauptverhandlung ist nächstes Jahr zu rechnen - mehr dazu in Neuer Strafbefehl gegen Holocaust-Leugner Williamson.

KAP/dpa/religion.ORF.at

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