Evangelische Kirchen feiern Reformationstag

Evangelische Christen feiern am Mittwoch den Reformationstag. Der 31. Oktober 1517 gilt als Beginn der Reformation. Martin Luther soll an diesem Tag seine 95 Thesen an das Portal der Wittenberger Schlosskirche angeschlagen haben.

Als Gedenkfeiertag an die Reformation eingeführt wurde der 31. Oktober dann im Jahre 1667 von Kurfürst Johann Georg II. von Sachsen. Seither feiern evangelische Christen weltweit den letzen Tag im Oktober als Reformationsfest. Der Thesenanschlag selbst ist historisch nicht eindeutig belegt, wohl aber die Publikation von Luthers Thesen, in denen er sich insbesondere gegen den Ablasshandel wandte, bei dem die Kirche Sünden durch die Zahlung von Geld erließ.

„Reformation und Toleranz“

Martin Luther hatte 1517 mit Veröffentlichung seiner 95 Thesen die Reformation der abendländischen Kirche und gleichzeitig eine Spaltung in verschiedene Konfessionen ausgelöst. 2007 wurde die „Lutherdekade“ ausgerufen, in der die Reformation jedes Jahr bis hin zum Reformationsjubiläum aus einem bestimmten Blickwinkel betrachtet. Am Reformationstag an diesem Mittwoch beginnt das Themenjahr „Reformation und Toleranz“.

Reformationsempfang 2012.

ORF/ Marcus Marschalek

Reformationsempfang

Die evangelische Kirchen in Österreich luden bereits am Dienstag zum alljährlichen Reformationsempfang in den Räumlichkeiten der Akademie der Wissenschaften in Wien.

Toleranz war auch Thema des diesjährigen Reformationsempfangs der evangelischen Kirchen in Österreich. Unter dem Titel „Respektvoll miteinander - Evangelische Christen und Muslime in Österreich“ sprach die Theologin Susanne Heine am Dienstag über die Herausforderungen und Chancen des Zusammenlebens in einer religiös pluralen Gesellschaft.

Bei einem anschließenden Podiumsgespräch diskutierten neben Heine der Landessuperintendent Thomas Hennefeld, Tarafa Baghajati von der Initiative muslimischer ÖsterreicherInnen und Zeynep Elibol von der islamischen Fachschule für Soziale Bildung. Im Rahmen des Empfangs erfolgte auch die Verleihung des Diakoniepreises 2012 für innovative Sozialprojekte.

Vorbereitung auf Jubiläumsjahr

Fünf Jahre vor dem 500-jährigen Reformationsjubiläum sucht auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) verstärkt die theologische Auseinandersetzung mit dem Weltereignis. Zur Halbzeit dieses Gedenkjahrzehnts soll die bevorstehende EKD-Synode Anstöße geben, sich stärker mit den Inhalten der Reformation zu beschäftigen, kündigte Präses Katrin Göring-Eckardt am Montag in Berlin an.

Vom 4. bis 7. November werde es im Ostseebad Timmendorfer Strand etwa um die Frage gehen, was die neuen Formen von Kommunikation, Bildung und Emanzipation für Christen heute bedeuteten. Göring-Eckardt bekräftigte das Ziel, zum Reformationsjubiläum ökumenische Akzente zu setzen. „Wir wollen 2000 Jahre Kirchengeschichte beleuchten und deutlich machen, dass uns mehr eint als trennt“, sagte sie mit Blick auf die katholische Kirche.

Das Denkmal des Reformators Martin Luther in Wittenberg.

dpad/ Jens Schlueter

Das Denkmal des Reformators Martin Luther in Wittenberg erinnert an den Thesenanschlag vor 495 Jahren.

Reformationsjubiläum im Zeichen der Ökumene

Der 2017 in Berlin und Wittenberg geplante Evangelische Kirchentag soll daher im Zeichen der Ökumene stehen, zudem soll es im Spätsommer 2017 eine ökumenische Konferenz geben. Bereits 2010 wurden für das Reformationsjubiläum gemeinsame Feierlichkeiten mit der katholischen Kirche beschlossen. Gerhard Ludwig Müller, der heute Präfekt der katholischen Glaubenskongragation ist, sagte damals, es gelte solche runden Daten zu nutzen, um auf dem Weg der Annäherung weiter voranzukommen.

Im Zeitalter der Ökumene könne man aus einem großen Fundus an Gemeinsamkeiten schöpfen, so Müller. Es gehe nicht mehr darum festzustellen, wer Verlierer und wer Gewinner der Reformation sei. Beide Seiten hätten etwas verloren, nämlich die Einheit.

Der emeritierte lutherische Bischof von Helsinki, Eero Huovinen, ergänzte: „Wenn es Streit bei einem Ehepaar gibt, ist es gut, wenn es auf den Anfang seiner Liebe zurückschaut. Wir arbeiten daran, unser gemeinsames Erbe auch gemeinsam zu verstehen.“

Luther mit Augenzwinkern statt Halloween

In den letzten Jahren gab es von Seiten der evangelischen Kirchen immer wieder Beschwerden über die Zunahme an Halloween-Parties und Umzügen, die vom Reformationstag ablenken würden. „Luther wollte gerade die Furcht der Menschen vertreiben und sagen: Ihr müsst keine Angst vor Geistern haben. Ich finde es geradezu bizarr, dass am Tag des Reformationsgedenkens nun so ein Geisterkult in die Welt kommt, der letzten Endes inhaltsleer ist“, sagt etwa die Theologin Margot Käßmann.

Die Ex-Bischöfin von Hannover ist die Botschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland für das 500-jährige Reformationsjubiläum im Jahr 2017. „Ich wünsche mir, dass ein Ergebnis des Reformationsjubiläums ist, dass die Kinder in Deutschland wissen, dass der 31. Oktober der Reformationstag ist“, so Käßmann.

„Es gibt ja orange Bonbons mit einem augenzwinkernden Luther, das finde ich eine angemessene Reaktion. Luther kannte auch Humor und mir liegt daran, den Menschen noch einmal deutlich zu machen, es ist Reformationstag und Halloween ist ein Importschlager aus Übersee“, so Käßmann.

religion.ORF.at/ APA/ dpa/ KAP

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