Fürnsinn zu Zölibat, Wirtschaftsethik und Muslimen

Der Probst von Stift Herzogenburg kann sich „bewährte Männer, die verheiratet sind“, als Priester vorstellen, empfiehlt mehr Ethik in der Wirtschaft und fürchtet sich nicht vor Minaretten.

Mehr Ethik in der Wirtschaft fordert der Probst von Stift Herzogenburg Maximilian Fürnsinn im „Kurier“-Interview (Donnerstag-Ausgabe). Über Manager, die Leute entlassen, Aktienkurse manipulieren und dann Boni kassieren, meinte er: „Das ist eine Schweinerei“. Es brauche mehr Ethik in der Wirtschaft.

Ehe allein kein Hindernis und keine Angst vor Minaretten

Angesprochen auf die Diskussionen um den Pflichtzölibat sagte er: „Man kann nicht salopp sagen: Zölibat is’ wurscht. Tausende Ordensleute in dem Land haben sich bewusst dafür entschieden.“ Doch angesichts des Priestermangels und der Zusammenlegen von vielen Pfarren stelle sich die Frage: „Warum kann man nicht bewährte Männer, die eine entsprechende Ausbildung bekommen, die verheiratet sind und sogar im Beruf bleiben, zu Priestern weihen? Die Ehe allein kann doch nicht das Hindernis sein.“

Probst von Stift Herzogenburg, Maximilian Fürnsinn

Kathbild/Franz Josef Rupprecht

Probst des Stifts Herzogenburg, Maximilian Fürnsinn.

Zu Muslimen habe er in Herzogenburg ein entspanntes Verhältnis und auch gegen Minarette hätte er nichts einzuwenden, so Fürnsinn: „Ich habe Entwürfe, hier für Herzogenburg, gesehen: vier Minarette, je ein Meter hoch, das tut doch keinem weh. Aber es wird nicht gebaut. Politiker, die das abschmettern, wollen sich damit nur ein politisches Profil geben. In anderen Bereichen sieht man die selten.“

Mehr Laien einbinden

Klöster hätten inzwischen einen wichtigen Schritt hin zu den Menschen gemacht, so der Propst weiter: „Klosterschulen und Ordensspitäler beschäftigen viele Laien, Frauen und Männer, nehmen sie auf wirtschaftlichem und spirituellem Weg mit.“ Und: „Wir müssten generell viel mehr Laien ermächtigen, Aufgaben in Pfarrgemeinden zu übernehmen. Diese Umstrukturierung wurde zu wenig intensiv betrieben, das ist ein Versäumnis.“

Zur Frage, warum sich viele Menschen zwar von der Kirche abwenden zugleich aber Klöster attraktiv finden, meinte der Propst: „Der heutige Mensch ist ein Suchender, auch wenn das viele gar nicht so definieren würden. Sie spüren eine große Unruhe durch die Beschleunigung, oft auch Aggression.“ Es sei wichtig, diesen Menschen zu vermitteln: „Du bist getragen“. Man müsse den Menschen „sanfte Antworten geben und sie nicht mit Heilsbotschaften erschlagen“.

Orden würden in die Gesellschaft die wichtige Botschaft einbringen, „dass man die Zeit rhythmisieren muss“. Der heutige Mensch lebe im Dauerstress. „Und am Wochenende lebt er so weiter, weil er was erleben muss. Das laugt aus, macht banal und atemlos.“ Die Menschen bräuchten wieder Zeit zu reflektieren, „damit sie ihren Anker finden“. Dabei würden die Feiertage helfen. „Sie sind wie Pflöcke, die wir einschlagen, damit die Zeit nicht verrinnt, kleine Kraftwerke im Fluss der Zeit.“

KAP

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