Tausende Jugendliche feiern Islam-Gesetz

Rund 15.000 Jugendliche aus ganz Österreich feierten am Samstag im Wiener Austria Center das 100-jährige Jubiläum des Islam-Gesetzes. Das Fest der „Muslimischen Jugend Österreich“ war dabei Signal nach innen und außen.

„100 Jahre Islam - 100 Jahre Bewegung“ war das Motto des „Muslim-Festivals“ der „Muslimischen Jugend Österreich“ (MJÖ) am Samstag. Ein Treffen durchaus auch mit dem Ziel, das Seltbewusstsein einer „neuen Generation“ österreichischer Muslime zu präsentieren.

Die Bundesvorsitzende der MJÖ, Amira Al-Khatib, brachte dieses Selbstbewusstein in ihrer Eröffnungrede über die Situation der jungen Muslime in Österreich zum Ausdruck: „Wir lassen es nicht zu, dass wir Muslime als Ausländer bezeichnet werden. Immer noch hören wir, dass wir uns integrieren sollen. Wir lehnen es ab, dass man uns Integration noch immer wie eine Fessel anlegt. Wir sind hier zu Hause, wir leben, studieren und arbeiten hier, wir zahlen hier Steuern. Integration ist für uns ein Stück vergangene Geschichte. Uns geht es um Partizipation.“

Bilder von der Bühne des Muslim Festival im Austria Center.

Muslimische Jugend Österreich

Das musikalische Programm war hochkarätig und durchwegs muslimisch.

Dieser Wille zur Teilhabe zeigte sich nicht zuletzt in dem, ausschließlich von ehrenamtlich tätigen Jugendlichen, organisierten und gestalteten Fest selbst. So begann die Bühnenshow des „Muslim-Festivals“ im großen Veranstaltungssaal des Austria-Centers mit einer Zeitreise. Ein Moderatoren-Duo führte durch die Geschichte des Islam in Österreich. Dabei durften „Sissi und Franzl“ genauso wenig fehlen, wie mit einem Augenzwinkern dargestellten „Gastarbeiter“, die sich mit den Schwierigkeiten der neuen Heimat herumschlagen.

Sendungshinweis:

Religion aktuell am 5.11.2012 um 18:55 Uhr mit einem Beitrag aus dem Autria Center.

Und zum Nachhören auf der -Ö1-Homepage unter der Rubrik „7 Tage Ö1“.

Musikalisch wurde das Fest von muslimischen Popstars aus aller Welt mitgestaltet. Der mazedonische Sänger Mesut Kurtis, der deutsche Rapper Ammar 114, die bosnische Band Hor Hazreti Hamza, die US-amerikanischen Hip-Hopper Native Deen und die dänische Popband Outlandish sorgten für Stimmung unter den Jugendlichen.

„I bin daham I bin Islam“

Dass die neue Heimat der Eltern und Großeltern zum zu Hause für die muslimischen Jugendlichen von heute geworden ist, zeigte sich auch im Rahmen des „Creative Muslim Contest“. Jugendliche waren aufgerufen sich bei diesem Kunst-Wettbewerb unter dem Motto „100 Jahre Islamgesetz“ kreativ einzubringen. Die Preisverleihung, die im Rahmen des Festivals stattfand, kürte die besten Werke in den Kategorien Audio, Film, Bild, Text und Alternatives.

Bilder von der Bühne des Muslim Festival im Austria Center.

Muslimische Jugend Österreich

Die Gewinner des Wettbewerbs freuten sich über neue Handys und Computer.

„Muslime haben hier Rechte seit 100 Jahr’n und Islam ist nicht gleich Terrorwahn, Kopftuch ist nicht gleich Freiheitsbruch, denn Freiheit fängt da an wo man seine Rechte Leben kann“, lautet der Refrain des Gewinner-Songs von Dina Mansour und Sarah Yassin. Wie der Beitrag der beiden 15-jährigen waren auch die anderen Werke von der Forderung nach Toleranz geprägt. Gleichzeitig stellten die Jugendlichen klar, dass Österreich ihre Heimat ist, wie es die 17-jährige Shirin Darwish in ihrem Beitrag „I bin daham I bin Islam“ sang.

100 Jahre Rechte und Pflichten

„100 Jahre Islamgesetz, so ein Anlass gehört gebührend gefeiert“, meinte Asma Aiad aus dem Organisationsteam des Festivals im Gespräch mit religion.ORF.at. „Ich sehe es als große Verantwortung, muslimischen Jugendlichen zu zeigen, welche Rechte und Pflichten sie haben, wie lange sie diese Rechte schon haben und wie man als muslimische Österreicherin leben kann.“

„Vielleicht ist die Anerkennung nicht immer für jeden persönlich direkt spürbar“ erklärte Mitorganisatorin Betül Celik, „aber wir merken es wenn es zu Diskussionen kommt, etwa um das Kopftuch. Hier ist das Islamgesetz eine rechtliche Grundlage und die Islamische Glaubensgemeinschaft ein Ansprechpartner der erklären kann, was warum für Muslime wichtig ist. Dadurch können Diskriminierungen vermieden werden.“

Jung, muslimisch, österreichisch

„Hier wird sichtbar, dass ein neues Bewusstsein entstanden ist, von jungen Menschen die hier geboren und aufgewachsen sind und sich sowohl als Österreicher und Österreicherinnen als auch als Muslime und Musliminnen verstehen“, erklärte die Menschenrechtssprecherin der Grünen, Alev Korun im Gespräch mit religion.ORF.at.

„Es wächst eine junge Generation heran für die es kein Widerspruch ist, Muslim und Österreicher zu sein“, so Korun, die das Festival als Gast besuchte. Asma Aiad betonte die Signalwirkung einer so großen Veranstaltung. Dadurch, dass den Jugendlichen Raum zum Feiern gegeben wird, könne man zeigen, dass sie als muslimische Österreicher hier einen Platz hätten.

„Wir schreiben Geschichte“

Aber nicht nur auf die Jugend habe ein solches Fest Auswirkungen: „Wir feiern ein Fest für die zweite und dritte Generation, das aber auch für die erste Generation enorm wichtig ist. Die sehen, wir sind hierher gekommen, haben hier etwas geleistet und bekommen etwas zurück indem unsere Kinder hier akzeptiert sind“, sagte Aiad.

Die Eltern seien stolz, dass ihre Kinder sich hier engagieren. Auch Asma Aiad organisierte ehrenamtlich mit. „Meine größte Motivation ist, dass wir hier Geschichte schreiben und in ein paar Jahren kann ich erzählen: Beim Jubiläum war ich dabei.“

Astrid Mattes, religion.ORF.at

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