Syrien: Behörden wollen Vatikan-Vermittlung

In Syrien hoffen laut päpstlichem Sondergesandten Robert Sarah viele auf eine Vermittlung des Papstes zwischen den Konfliktparteien. Österreichs orthodoxe Bischofskonferenz ist besorgt um Syriens Christen.

Die Mehrheit seiner Gesprächspartner in Beirut „setze auf eine Initiative des Papstes“, sagte Kardinal Sarah in einem Interview mit „Radio Vatikan“ (Dienstag-Ausgabe): „Die Behörden denken, dass der Heilige Stuhl doch die Möglichkeit studieren könnte, diesen Krieg zu stoppen.“ Es gebe die Hoffnung, dass Appelle des Papstes an die Großmächte Gehör finden und zu einer friedlichen Beilegung des Konflikts führen könnten.

Der Sondergesandte des Vatikan in Syrien, Kardinal Robert Sarah

APA/EPA/Koichi Kamoshida

Der Sondergesandte des Vatikan in Syrien, Kardinal Robert Sarah

Der Präsident des päpstlichen Rates „Cor Unum“ war vom Papst als Sonderbotschafter für Syrien in das Nachbarland Libanon entsandt worden. In der libanesischen Hauptstadt führte er bis Samstag unter anderem Gespräche mit Vertretern der Kirchen aus Syrien sowie Flüchtlingen aus dem Land.

Sarah zurückhaltend über Chancen

Er betonte, dass er weder mit Vertretern der syrischen Rebellen noch mit Repräsentanten des Regimes von Präsident Baschar al-Assad zusammengetroffen sei. Es sei nicht sein Ziel und nicht der Auftrag des Papstes gewesen, Politik zu machen, so der Kurienkardinal.

Zurückhaltend äußerte sich Sarah über die Chancen auf Verhandlungen zwischen der geeinten Opposition und dem Regime. Der jüngst erfolgte Zusammenschluss der Oppositionellen in Doha sei zwar ein Schritt nach vorne, „aber ich würde schon zögern, wenn ich sagen müsste, ob das jetzt wirklich ein rundum positiver Schritt ist“. Es gebe jetzt jedoch wenigstens identifizierbare Verantwortliche, mit denen man reden könne, so der Kurienkardinal.

Österreich: Eindringlicher Appell von Orthodoxen

In Österreich wandte sich die orthodoxe Bischofskonferenz mit einem eindringlichen Appell zur Situation in Syrien an die Bundesregierung. Man sei „in tiefer Sorge über die Situation in Syrien“ und fordere daher die Regierung auf, ihren Einfluss geltend zu machen, „damit es in Syrien so bald wie möglich zu einer Friedenslösung kommt“, heißt es in dem Appell der Bischofskonferenz, die am vergangenen Wochenende in Wien zu ihrer Vollversammlung zusammengekommen war.

Dabei hatte der in Berlin residierende Weihbischof des orthodoxen Patriarchats von Antiochien, Hanna (Haikal), den Bischöfen neueste Informationen aus Syrien vorgelegt, die die Medienberichte über chaotische Zustände und Gewalteskalationen im Land bestätigten. Angehörige religiöser und ethnischer Minderheiten, vor allem aber Christen, seien „in einer besonders schwierigen Situation“, so die orthodoxen Bischöfe in ihrer Erklärung.

„Wurzeln von Liturgie und Theologie“ in Syrien

Dabei liege gerade den Christen die Versöhnung im Land am Herzen: „Die Christen wollen, dass dieses Land auch in Zukunft jenes religiös-kulturelle Mosaik bleibt, das es so viele Jahrhunderte hindurch war.“ Für die orthodoxen Christen in aller Welt und auch in Österreich habe Syrien daher eine „besondere Bedeutung, weil viele Wurzeln von Liturgie, Theologie, Frömmigkeit, christlicher Kunst vor allem in diesem Land liegen, das seit der Zeit der Apostel immer ein Brennpunkt christlichen Lebens war“, heißt es in der Erklärung.

Neben dem Syrien-Thema befasste sich die orthodoxe Bischofskonferenz bei ihrer Vollversammlung in Wien auch mit ihrem eigenen öffentlichen Wirken und Auftreten. Beschlossen wurde unter anderem eine Weiterführung der neuen „Orthodoxen Kirchenzeitung“ - mehr dazu in Österreichs Orthodoxie im Aufbruch, der Aufbau einer eigenen Website sowie der Ausbau der Öffentlichkeitsarbeit. Dazu wurde der orthodoxe Religionslehrer und Journalist Mirko Kolundzic als Pressesprecher der Bischofskonferenz bestellt.

KAP/religion.ORF.at

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