Demonstranten vor dem Vatikan für Homosexuellen-Ehe

Benedikt XVI. hatte sich in seiner Botschaft zum Weltfriedenstag gegen eine rechtliche Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften ausgesprochen. Das führte am Sonntag zu Protesten.

Eine Gruppe von Aktivisten hat am Sonntag unweit des Petersplatzes für das Recht auf gleichgeschlechtliche Ehen demonstriert. Sie drückten damit ihren Protest gegen eine Botschaft von Benedikt XVI aus, wonach die Einführung der Ehen zwischen Homosexuellen eine Gefährdung für die traditionelle Familie sei.

„Liebe kennt keine Grenzen“

„Liebe Deinen nächsten“ und „Liebe kennt keine Grenzen“ war auf den Plakaten der Demonstranten zu lesen. Allerdings gelang ihnen nicht, zum Petersplatz zu gelangen, wo zehntausende Gläubige am Angelus-Gebet anlässlich des dritten Adventsonntags teilnahmen. In seiner am Freitag veröffentlichten Botschaft zum Weltfriedenstag am 1. Jänner 2013 wendet sich der Papst gegen eine rechtliche Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften und fordert einen stärkeren Schutz der Ehe.

Als Gemeinschaft zwischen Mann und Frau dürfe die Ehe vor dem Gesetz nicht auf eine Ebene gestellt werden mit „radikal anderen Formen der Verbindung, die in Wirklichkeit die Ehe beschädigen und zu ihrer Destabilisierung beitragen“, so Benedikt XVI. Der besondere Charakter und die unersetzliche Rolle der Ehe würden durch gleichgeschlechtliche Gemeinschaften „verdunkelt“, heißt es weiter.

Plakate mit der Aufschrift: Gay marriage

REUTERS/Alessandro Bianchi

„Homophobie = Mord“, „Heirate den Frieden“, „wer hasst, verletzt“, „Liebe Deinen Nächsten“ und „Todesurteil für die Homophobie“ stand auf den Plakaten in Rom geschrieben

Demonstrationen auch in Paris

Mit einer „Demonstration für die Gleichheit“ haben sich auch in der französischen Hauptstadt Paris zehntausende Menschen für die Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mit der Ehe eingesetzt. An der Kundgebung am Sonntagnachmittag beteiligten sich laut Polizei 60.000 Menschen, die Organisatoren sprachen von 150.000 Teilnehmern. Weitere Kundgebungen außerhalb von Paris, etwa in Marseille und Lyon, am Samstag mitgezählt hätten sich am Wochenende sogar 200.000 Menschen für die Ehe von homosexuellen Paaren ausgesprochen.

Die Demonstranten versammelten sich zunächst auf der Place de la Bastille. Auf ihren Transparenten waren Slogans wie „Wahlfreiheit für alle“ und „Gleichberechtigung ist keine Bedrohung“ zu lesen. An der Kundgebung beteiligten sich auch Eltern mit ihren Kindern.

Gesetzesentwurf löst Widerstand aus

Das französische Kabinett hatte Anfang November einen Gesetzentwurf zur Ehe homosexueller Paare gebilligt, der auch ein Adoptionsrecht vorsieht. Die Nationalversammlung soll sich ab Ende Januar mit der Vorlage befassen, gegen die die konservative Opposition und die katholische Kirche Sturm laufen. Bei Demonstrationen gegen die „Homo-Ehe“ waren Mitte November landesweit mehr als 100.000 Menschen auf die Straßen gegangen, auch Anfang Dezember demonstrierten Tausende - mehr dazu in Papst unterstützt französische Bischöfe. Eine weitere Großkundgebung gegen die Reform ist für den 13. Januar geplant.

Laut einer Umfrage des Instituts Ifop, die in der Sonntagszeitung „Journal du Dimanche“ veröffentlicht wurde, ist eine breite Mehrheit von 60 Prozent der Franzosen für die Einführung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare. Dass homosexuelle Paare auch das Adoptionsrecht bekommen, will allerdings nur eine Minderheit von immerhin 46 Prozent.

APA/AFP