Vatikan: Kartenzahlungen gestoppt

Die italienische Zentralbank hat im Vatikan laut Zeitungsberichten einen vorläufigen Stopp für sämtliche Kartenzahlungen verhängt. Der Grund: Die angekündigten Maßnahmen gegen Geldwäsche seien noch nicht umgesetzt.

Grund für die vorläufige Abschaltung der Karten-Terminals sei, dass der Vatikan internationale Regeln im Kampf gegen Geldwäsche bislang nicht vollständig umgesetzt habe, berichtete die Zeitung „La Repubblica“ unter Berufung auf Zentralbankkreise. Demnach sind seit dem 1. Januar keine Kartenzahlungen mehr möglich. Betroffen sind dem Bericht zufolge die beliebten Vatikanischen Museen sowie die Apotheke, die Post-Dienststelle und eine Reihe von Geschäften des kleinsten Staates der Welt.

„Die Banca d’Italia konnte die Erlaubnis nicht erteilen, weil der Vatikan - abgesehen davon, dass er die Anti-Geldwäsche-Regeln nicht anerkennt - gar nicht die rechtlichen Grundlagen geschaffen hat“, sagte ein Insider der englischen Nachrichtenagentur Reuters. „Das heißt, es fehlt ihm an Bankenregulierung und ordentlicher Aufsicht.“

Der italienische Journalist Gianluigi Nuzzi, der die "Vatileaks"-Affäre ins Rollen brachte.

dapd/Domenico Stinellis

Der Journalist Gianluigi Nuzzi hat mit seinen Büchern „Vatikan AG“ und „Seine Heiligkeit“ entscheidend zum angeschlagenen Image der Vatikanbank beigetragen.

Vatikan: Probleme „von kurzer Dauer“

Die Kartenzahlungen im Vatikan werden von der italienischen Tochter der Deutschen Bank abgewickelt. Die Deutsche Bank Italia sei zum 1. Januar angewiesen worden, ihre Terminals für Kartenzahlungen auf dem Gebiet des Vatikans zu deaktivieren, berichtete „La Repubblica“. Da der Vatikan die internationalen Geldwäscheregeln nicht nicht befolge, dürfe ein in Italien zugelassenes Geldhaus wie die Tochter der Deutschen Bank nicht weiter im Vatikan operieren.

Vatikan-Sprecher Federico Lombardi sagte der Zeitung „Corriere della Sera“, der Zahlungsstopp werde nur „von kurzer Dauer“ sein. Es gebe bereits Kontakte mit anderen Zahlungsdienstleistern. Papst Benedikt XVI. hatte beteuert, dass der Vatikan mehr Transparenz in seine Finanzen und das Geschäft der Vatikanbank bringen will, die in der Vergangenheit mit dem organisierten Verbrechen verknüpft war.

Immer wieder unter Verdacht

Vor 30 Jahren hatte der Vatikan Schlagzeilen gemacht, als der als „Bankier Gottes“ bekannte Roberto Calvi erhängt unter einer Brücke in London aufgefunden wurde. Die beiden Bücher „Vatikan AG“ (2009) und „Seine Heiligkeit“ (2012) des italienischen Journalisten Gianluigi Nuzzi hatten weitere Verdachtsmomente gegen die Vatikanbank IOR („Institut für die religiösen Werke“) ans Tageslicht gebracht.

Am 30. Dezember 2010 hatte Papst Benedikt XVI. ein Dekret über die „Vorbeugung und Abwehr illegaler Aktivitäten im Bereich des Finanz- und Währungswesens“ erlassen, im März 2011 nahm eine neue Finanzaufsichts-Behörde im Vatikan ihre Arbeit auf. Dennoch stellt Moneyval, ein Ausschuss des Europarats, im vergangenen Jahr schwere Mängel fest und forderte sie zu größeren Anstrengungen im Kampf gegen Geldwäsche und zu größere Transparenz aufgefordert.

Der Verkauf von Briefmarken, Andenken und Devotionalien sowie die Eintrittsgelder für die vatikanischen Museen und die Sixtinische Kapelle gehören neben Spenden und Geldanlagen zu den wichtigsten Finanzquellen für den Heiligen Stuhl, den Sitz des Oberhaupts der katholischen Kirche. 2011 zahlten fünf Millionen Besucher der Museen 91,3 Millionen Euro.

(AFP/Reuters)