Papst weiht seinen Privatsekretär zum Bischof

Papst Benedikt XVI. hat am 6. Jänner im Zuge des Epiphanias-Gottesdienstes vier vatikanische Geistliche zu Bischöfen geweiht. Unter ihnen war auch der päpstliche Privatsekretär Georg Gänswein. Er wird Erzbischof des Titularbistums Urbisaglia.

Ganze drei Stunden dauerte der Gottesdienst im Petersdom, den Papst Benedikt XVI. leitete. Schließlich gedachte das Oberhaupt der katholischen Kirche nicht nur den Heiligen Drei Königen, sondern weihte auch vier neue Bischöfe - darunter sein Privatsekretär Georg Gänswein.

Kritik an herrschender Meinung

In seiner Ansprache forderte der Papst von den Bischöfen der Weltkirche, „Mut zum Widerspruch“ gegen den herrschenden Zeitgeist. Wer den Glauben lebe und verkünde, stehe in vielen Punkten „quer zu den herrschenden Meinungen“, sagte Benedikt XVI. Die Zustimmung der herrschenden Meinungen dürfe nicht zum obersten Maßstab werden. Bischöfe müssten tapfer sein und damit rechnen, dass sie für ihr Festhalten an der Wahrheit „immer wieder auf moderne Weise verprügelt werden“, so der Papst.

Papst weiht Georg Gänswein zum Bischof

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Der Privatsekretär des Papstes, Georg Gänswein, ist einer der vier frisch geweihten Bischöfe

Ein tapferes Auftreten der Bischöfe bedeute nicht, dass sie „Dreinschlagen“ oder aggressiv auftreten sollten, hob Benedikt XVI. hervor. Die wahre Tapferkeit bestehe vielmehr „im Sich-schlagen-Lassen und im Standhalten gegenüber den Maßstäben der herrschenden Meinungen“. Ein Bischof dürfe auch nicht provozieren. Er müsse die Menschen in die „Freude der Wahrheit“ einladen.

Bischofsamt mehr als Job

Zugleich hob Benedikt XVI. hervor, dass das Bischofsamt mehr als ein bloßer „Job“ sei. „Ein Bischof muss ein Mensch sein, dem die Menschen am Herzen liegen, den das Geschick der Menschen bewegt.“ Dies sei nur möglich, wenn er von der „Unruhe Gottes“ für den Menschen ergriffen sei.

Vier neue Bischöfe während ihrer Weihezeremonie

EPA/Alessandro di Meo

Die vier neuen Bischöfe während der Zeremonie ihrer Weihe

Als Vorbild verwies der Papst auf die Heiligen Drei Könige. Diese habe die „Sehnsucht nach Gott und dem Heil der Welt“ an die Krippe in Bethlehem geführt. Sie hätten sich nicht mit einer angesehen sozialen Stellung und einem gesicherten Einkommen begnügt.

Zusammen mit Gänswein weihte der Papst die päpstlichen Botschafter in Nicaragua und Guatemala, Fortunatus Nwachukwu und Nicolas Henry Marie Denis Thevenin, sowie den Sekretär der vatikanischen Bildungskongregation, Angelo Vincenzo Zani.

Langjähriger Vertrauter

Bereits vor einem Monat hatte Benedikt XVI. seinen Privatsekretär und langjährigen Vertrauten Gänswein zum Präfekten der Kurie ernannt. Als Präfekt organisiert er nun General- und Privataudienzen des Papstes sowie dessen Reisen in Italien und wichtige Zeremonien.

Der aus Riedern bei Waldshut in Baden-Württemberg stammende Gänswein wurde 1984 zum Priester geweiht und schloss 1993 in München sein Theologiestudium mit einer Arbeit über Kanonisches Recht ab. Von 1996 an arbeitete er in der Glaubenskongregation und wurde dort später persönlicher Sekretär von Kardinal Joseph Ratzinger, dem jetzigen Papst. Nach der Papstwahl 2005 wurde Gänswein Benedikts Privatsekretär. Benedikt gab ihm den Ehrentitel Prälat seiner Heiligkeit.

KAP/dpa