Vatikan: Barbusiger Protest gegen Homosexuellenpolitik

Mit entblößtem Oberkörper haben Aktivistinnen der Frauenrechtsorganisation Femen beim wöchentlichen Angelus-Gebet von Papst Benedikt XVI. gegen die Homosexuellenpolitik der katholischen Kirche protestiert.

„In Gay We Trust“ (Wir vertrauen auf die Homosexualität), hatten sich die vier Aktivistinnen der ukrainischen Frauenrechtsorganisation Femen in Anlehnung an das bekannte „In God We Trust“ (Wir vertrauen auf Gott) auf ihre nackten Oberkörper geschrieben. Während der Papst sein Angelus-Gebet sprach, zeigten die Frauen ihren mit Protestslogans beschriebenen Oberkörper und riefen „Schwulenfeind, sei still!“. Sie starteten ihren Protest unmittelbar unter dem Weihnachtsbaum in der Mitte des Platzes und wurden rasch von der Polizei abgeführt.

Eine Frau wird ohne Oberbekleidung von Sicherheitsbeamten weggetragen.

Reuters/ Giampiero Sposito

Nach Protesten gegen Diskriminierung, totalitäre Strukturen und Korruption setzten die Aktivistinnen eine Aktion gegen die Homosexuellenpolitik der katholischen Kirche

Der Protest fand am Sonntag vor dem Beginn einer Großkundgebung in Paris gegen Pläne der französischen Regierung zur Öffnung der Ehe für Homosexuelle statt. Mit einem Sternmarsch haben mehrere Hunderttausend Franzosen, gegen die Einführung gleichgeschlechtlicher Ehen demonstriert. Kirchenvertreter, darunter Kardinal Philippe Barbarin an der Spitze beteiligten sich ebenfalls an der Demonstration.

Seit Monaten wird in Frankreich über eine mögliche gesetzliche Anerkennung von homosexuellen Partnerschaften gestritten. Auch im Vatikan kam es bereits zu Protesten. Mehr dazu in Demonstranten vor dem Vatikan für Homosexuellen-Ehe

Vatikan empört über italienisches Gerichtsurteil

Dabei ist die Gleichberechtigung von Homosexuellen Paaren auch in der direkten Nachbarschaft des Vatikan Thema. Auf Italiens Oberstes Gericht das am Freitag in einem historischen Urteil entschieden hatte, dass auch homosexuelle Paare Kinder aufziehen können reagierte der Vatikan empört. Die Vorstellung, dass eine homosexuelle Familie für das ausgeglichene Wachstum eines Kindes schädlich sei, basiere nicht auf „wissenschaftlichen Gewissheiten“, sondern lediglich auf einem Vorurteil, hieß es in der Begründung des Kassationsgerichts in Rom.

Diese Einstellung wird vom Vatikan scharf kritisiert. „Kinder sind keine Ware. Sie müssen mit einem Vater und einer Mutter aufwachsen“, betonte der „Familienminister“ des Vatikans, Bischof Vincenzo Paglia. „Dieses Urteil ist destruktiv, überraschend und gefährlich. Sollte es im Rechtssystem Anwendung finden, wird es die Stabilität der traditionellen Familie gefährden, die auf der Ehe zwischen Mann und Frau basiert“, kommentierte Kardinal Elio Sgreccia, emeritierter Präsident der Papstlichen Akademie für das Leben, im Interview mit der römischen Tageszeitung „La Repubblica“ am Sonntag.

Eine Frau wird ohne Oberbekleidung von Sicherheitsbeamten weggebracht.

Reuters/ Giampiero Sposito

Aktivistinnen wurden von der Polizei abgeführt

Die Protestaktion der Femen-Aktivistinnen fiel zufällig mit der Gerichtsentscheidung zusammen. Ausschlaggebend dürften Aussagen des Papstes in den Weihnachtsfeiertagen gewesen sein. Mehr dazu in Papst: „Homo-Ehe“ ist „echter Anschlag auf die Familie“. Aktivistinnen der Gruppe hatten mit Protesten in der Ukraine, Russland und Großbritannien gegen Diskriminierung, totalitäre Strukturen und Korruption seit dem Jahr 2010 immer wieder Aufmerksamkeit erregt. Im September gründeten sie ein sogenanntes Trainingslager in Paris.

religion.ORF.at/AFP/dpa

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