Reaktionen auf den Rücktritt des Papstes

Die Nachricht über den geplanten Rücktritt des Papstes verbreitetete sich unglaublich schnell - vor allem über das Internet, die Reaktionen darauf sind in erster Linie von Hochachtung getragen.

Die Rücktrittserklärung von Papst Benedikt XVI. sei ein „ganz außergewöhnlicher Schritt“, der „höchsten Respekt und Hochachtung verdient“. Das hat Kardinal Christoph Schönborn am Montag in einer ersten Stellungnahme gegenüber „Kathpress“. betont. Er habe Verständnis für die Entscheidung des Papstes, wiewohl ihn dieser Schritt auch „schmerzlich berührt“, so ein sichtlich bewegter und zugleich überraschter Wiener Erzbischof.

Kritiker Hans Küng zollt Respekt

Auch der Theologe und Papst-Kritiker Hans Küng hat Benedikt XVI. für seinen Rücktritt Respekt gezollt. Dieser Schritt sei „aus vielen Gründen verständlich“, sagte Küng am Montag in Tübingen der Nachrichtenagentur dpa. „Zu hoffen ist aber, dass Ratzinger nicht Einfluss auf die Wahl seines Nachfolgers nimmt“, betonte der 84-Jährige. Allerdings habe Benedikt XVI. in seiner Amtszeit so viele Konservative Kardinäle berufen, dass unter ihnen kaum eine Person zu finden sei, „die die Kirche aus ihrer vielschichtigen Krise herausführen könnte“.

Sorgen um die katholische Kirche brauche sich freilich niemand zu machen, zeigte sich Schönborn überzeugt. Es werde ein Konklave einberufen, das nach bewährten Regeln stattfinden wird. Im Übrigen sei es „Jesus Christus selbst, der die Kirche leitet“. Er sei der oberste Hirte der Kirche: „Er hat sie in 2.000 Jahren durch alle Stürme geführt und wird sie auch weiterhin führen“, so Schönborn am Montag in eienr Aussendung.

Bruder war eingeweiht

Georg Ratzinger, der Bruder des 265. Papstes war in die Rücktrittspläne seines Bruders eingeweiht. Der Papst ermüde rascher, berichtet er. Der 89-Jährige nennt den Rücktritt seines Bruders vom Amt des katholischen Kirchenoberhauptes einen „natürlichen Vorgang“. „Mein Bruder wünscht sich im Alter mehr Ruhe.“ Georg Ratzinger weiter: „Ich war eingeweiht.“ Er räumt ein, seit Monaten von den Rücktrittsplänen des Papstes gewusst zu haben.

Kardinäle völlig überrascht

Er habe „mit Fassungslosigkeit und beinahe ungläubig“ die Rücktrittsankündigung vernommen, sagte Angelo Sodano, Dekan des Kardinalskollegiums. Zugleich habe er in den Worten Benedikt XVI. dessen „große Liebe für die heilige Kirche Gottes“ bemerkt. „Wir sind Ihnen näher denn je, wie wir es in diesen leuchtenden acht Jahren Ihres Pontifikates waren“, so Kardinal Sodano im Namen des Konsistoriums.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hat den angekündigten Rücktritt von Papst Benedikt XVI. als „große menschliche und religiöse Geste“ bezeichnet. „Wir deutschen Bischöfe danken dem Heiligen Vater für seinen Dienst auf dem Stuhl Petri und sind erfüllt von großem Respekt und von Bewunderung für seine Entscheidung“, hieß es in einer am Montag in Bonn veröffentlichten Erklärung. Die Nachricht vom Rücktritt unseres Heiligen Vaters bewege ihn zutiefst. „Papst Benedikt gibt aller Welt ein leuchtendes Beispiel wirklichen Verantwortungsbewusstseins und lebendiger Liebe zur Kirche.“

Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer im Internet

Die Rücktrittsankündigung von Papst Benedikt XVI. schlug auch im Internet ein wie ein Blitz. Auf dem Sozialen Netzwerk Twitter wurde das Thema innerhalb kürzester Zeit von tausenden Nutzern aufgegriffen. Die Einträge verbreiteten zum Teil einfach die Information, andere äußerten sich sarkastisch. Der Vatikan, der selbst mehrere Twitterprofile unterhält, meldete sich bis jetzt nicht zu Wort.

Anerkennung von der Evangelisch-Lutherischer Kirche und dem Zentralrat der Juden

Die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) hat Benedikt XVI. angesichts seines angekündigten Rücktrittes ihre Anerkennung ausgesprochen. „Wir sehen das mit hohem Respekt“, sagte der Catholica-Beauftragte der deutschen Lutheraner, der Braunschweiger Bischof Friedrich Weber.

Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat Papst Benedikt XVI. nach dessen Rücktrittsankündigung als Impulsgeber für das jüdisch-christliche Verhältnis gewürdigt. „Wir hoffen sehr, dass sein Amtsnachfolger diesen Kurs der Nähe und Freundschaft entschlossen fortsetzt. Die Leistungen von Papst Benedikt XVI. würdigen wir mit tiefem Respekt und wünschen ihm von Herzen alles Gute und Gottes Segen“, erklärte Zentralrats-Präsident Dieter Graumann am Montag in Frankfurt am Main und Berlin.

Wir sind Kirche: Rücktritt weise und mutig

Die Reformplattform „Wir sind Kirche“ begrüß den für 28. Februar 2013 angekündigten Rücktritt des Papstes. „Sein Mut, damit gewohnte Strukturen aufzubrechen, ist großartig und zu bewundern. Joseph Ratzinger hat offensichtlich zur Kenntnis genommen, dass die Welt komplexer geworden ist und seine Lebenskräfte für diesen Dienst nicht ausreichen. Es ist zu begrüßen, wenn damit eine zeitliche aber auch eine kapazitive Begrenzung von Amts- bzw. Dienstzeiten in der Kirche - auf allen möglichen Ebenen - in den Blick kommt“, schreibt die Plattform in einer Aussendung.

„Der Rücktritt war oftmals erhofft worden. Trotzdem kam er jetzt überraschend“ betonen Hans Peter Hurka und Martha Heizer, Vorstände von „Wir sind Kirche“. „Er wurde Benedikt XVI. nicht zugetraut. Mit diesem Schritt hat Ratzinger aber Größe gezeigt. Scheidet er doch freiwillig - wie er sagt - von einem der mächtigsten Ämter der Welt. Der Lust der Macht zu widersagen gehört zwar zum christlichen Grundverständnis, ist aber gerade in kirchlichen Diensten leider nicht allzu oft anzutreffen“, schreibt „Wir sind Kirche“.

religion.ORF.at/KAP/APA

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