Belasteter US-Kardinal zu Konklave zugelassen

Der durch einen Missbrauchsskandal belastete Ex-Erzbischof von Los Angeles, Kardinal Roger Mahony, kann nach Auffassung von Kurienkardinal Velasio de Paolis trotz kirchlicher Sanktionen an der Papstwahl teilnehmen.

Nach den geltenden Normen habe jeder Kardinal unter 80 das Recht und die Pflicht, zum Konklave zu erscheinen, sagte De Paolis, ehemaliger Sekretär des obersten Kirchengerichts der Signatur, der italienischen Zeitung „La Repubblica“ (Dienstag-Ausgabe).

Der 76-jährige Mahony steht wegen seines Umgangs mit Missbrauchsfällen in seiner Zeit als Diözesanleiter von 1985 bis 2011 in der Kritik. Laut Archivunterlagen, die die Erzdiözese im Jänner veröffentlichte, schützte Mahony pädophile Priester gezielt vor der staatlichen Strafverfolgung. Sein Nachfolger Erzbischof Jose Gomez nannte die Akten „brutal und schmerzlich zu lesen“. In einem für die US-amerikanische Kirche beispiellosen Vorgang enthob er Mahony von allen verbliebenen Ämtern und untersagte ihm ein öffentliches Wirken in Los Angeles.

„Sein Gewissen muss entscheiden“

De Paolis sagte laut „La Repubblica“, Mahony könne nur von einer Person mit „höchster Autorität“ die Empfehlung zu einer Nichtteilnahme am Konklave erhalten. Von Benedikt XVI. werde eine solche Initiative nach seiner Auffassung nicht ausgehen. „Sein Gewissen muss entscheiden, ob er kommen soll“, sagte de Paolis mit Blick auf Mahony.

Italienische Medien diskutieren, ob Mahony von der Reise zur Papstwahl in Rom abgehalten werden könnte. Die katholische Zeitschrift „Famiglia Cristiana“ widmet der Frage ein umfangreiches Dossier in ihrer aktuellen Ausgabe und veröffentlichte eine Umfrage, um festzustellen, ob die Leser für oder gegen den Ausschluss Mahonys aus dem Konklave sind. Die große Mehrheit der Leser, die sich an der Umfrage beteiligten, verlangten den Ausschluss des US-Kardinals.

religion.ORF.at/KAP/APA

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