Vatikan unterstützt deutsche Bischöfe bei „Pille danach“

Der Präsident der „Päpstlichen Akademie für das Leben“, Bischof Ignacio Carrasco de Paula, erklärte am Rande eines Kongresses, die Linie von Kardinal Joachim Meisner entspreche der Lehre des Vatikans.

Die zuständige vatikanische Fachabteilung hat die jüngste Entscheidung der deutschen Bischöfe zur Verhütungspille nach einer Vergewaltigung nun auch öffentlich unterstützt. Die Haltung der deutschen Bischöfe entspreche dem, was der Vatikan seit 50 Jahren lehre. Allerdings sei diese Lehre offenbar vielfach falsch verstanden worden.

„Ungenauer Sprachgebrauch“

Der entscheidende Punkt sei, so Carrasco, dass laut Lehre der Kirche nach einer Vergewaltigung Mittel erlaubt sind, die eine Befruchtung der Eizelle verhindern. Mittel, die den Tod einer befruchteten Eizelle oder eines Embryos herbeiführen, seien hingegen moralisch nicht gestattet. Durch den ungenauen Sprachgebrauch, der zwei ganz unterschiedliche Präparate unter dem Oberbegriff „Pille danach“ zusammenfasse, sei es zur Verwirrung gekommen.

Carrasco betonte, die Kirche akzeptiere Mittel zur Empfängnisverhütung auch weiterhin nicht als Mittel der ehelichen Familienplanung, weil die Ehe offen sein solle für die Weitergabe des Lebens. Eine mit Gewalt aufgezwungene sexuelle Vereinigung könne jedoch nicht als ein für das Leben offener Akt verstanden werden. Katholische Krankenhäuser verabreichten empfängnisverhütende Mittel daher bereits seit 50 Jahren, als es im Kongokrieg zu massenhaften Vergewaltigungen kam.

„Schwangerschaft verhindern, nicht abbrechen“

Die Kirche, so Carrasco weiter, müsse das Gewissen der Menschen formen. Daher lehre sie, dass man nach einer Vergewaltigung die notwendigen Schritte ergreifen darf, um eine Schwangerschaft zu verhindern, nicht aber, um eine bereits entstandene Schwangerschaft abzubrechen. Ob ein Medikament verhütende oder abtreibende Wirkung habe, müssten hingegen die Mediziner klären, dies sei nicht Aufgabe der Kirche. Eine gesetzliche Vorschrift zur Verabreichung abtreibender Mittel nach einer Vergewaltigung, wie sie etwa in einigen US-Bundesstaaten diskutiert wird, bezeichnete Carrasco als „absurd“. Damit würde der Gesetzgeber in unzulässiger Weise in die Kompetenz der Ärzte eingreifen.

Carrasco (75) ist Mitglied des Opus Dei, er promovierte in Medizin und Philosophie. Die Päpstliche Akademie für das Leben, die den Papst in bioethischen und medizinischen Fragen berät, leitet er seit 2010.

KAP

Mehr dazu: