Vatikan: Name des neuen Papstes ohne Zahl

Der Name des neuen Papstes ist Franziskus, nicht Franziskus I. Das stellte der Pressesprecher des Vatikans, Federico Lombardi, am Mittwochabend vor Journalisten klar.

Papst Franziskus bei seinem ersten Auftritt auf der Loggia des Petersdoms

REUTERS/Osservatore Romano

Der neue Papst heißt Franziskus - ohne Ordnungszahl -, hielt Vatikan-Sprecher Lombardi am Mittwochabend fest

Der Argentinier Jorge Mario Bergoglio ist nicht nur der erste Papst aus Lateinamerika und der erste Jesuit in dem Amt, sondern auch das erste Oberhaupt der katholischen Kirche, das den Namen Franziskus wählte. Erst wenn es einmal einen Nachfolger gibt, der sich ebenfalls so nennt, müsste zur Unterscheidung auch beim ersten Franziskus die Zahl als Namenszusatz hinzugefügt werden, so Lombardi.

Der frühere Kardinal hat mit seiner Namenswahl nicht nur einen neuen Papstnamen eingeführt sondern auch uralte Traditionen gebrochen. Die Wahl führte obendrein flugs zu ein paar Unklarheiten. Die EU-Bischofskommission COMECE brachte nun eine neue Frage mit ins Spiel, als sie den neuen Papst in einer Aussendung verkürzt „Franz“ nannte.

Die Absender der Aussendung können sich auf den guten Brauch in anderen europäischen Ländern berufen, so die deutsche Katholische Nachrichtenagentur (KNA). In Frankreich wird aus dem lateinischen eingefärbten „Franziskus“ einfach ein „Francois“, in Spanien ein „Francisco“. Der Leipziger Namensforscher Jürgen Udolph weist darauf hin, dass das mit den meisten christlichen Namen so passiert. Das gleiche Schicksal ereilte seinen Vorgänger Benedictus, der im deutschsprachigen Raum Benedikt genannt wurde. Wieso ist die Situation bei Franz aber eine andere?

„Franziskus“ authentischer als „Franz“

Namensforscher Udolph vermutet das altbackene Image als Ursache hinter der Misere. Der Name rangiert in den Beliebtheitslisten zwar unter den besten 100, wurde aber am häufigsten zwischen 1870 und 1890 vergeben, so der Professor. Mag sein, dass der „Franz“ nun einen neuen Aufschwung erfährt, aber auf den neuen Papst bezogen klingt, so findet Udolph, „Franziskus“ einfach authentischer. „Mehr lässt sich dazu allerdings nicht sagen, sonst kommt gerät man ins Fabulieren“, räumt der Forscher ein.

Ob nun Franz oder Franziskus, eines ist sicher: Der erste Papst aus Lateinamerika brach mit seiner Namenswahl zähe, römische, jahrhundertealte Traditionen. Die Namen der Apostel, der Evangelisten und des heiligen Josef galten von Beginn an als Tabu. Tatsächlich war es dieses Tabu, das zu den ersten Namenswechseln führte. Aus Achtung und Ehrfurcht vor dem ersten Papst, dem Apostel Petrus, legten zwei seiner späteren Nachfolger ihren Taufnamen ab. Bischof Petrus von Pavia bestieg daher als Johannes XIV. (983-984) den Papstthron, Bischof Petrus von Albano als Sergius IV. (1009-1012). Mit dem Namen eines heidnischen Gottes das christliche Volk zu führen, erschien ebenfalls unpassend. So wurde aus dem Römer Mercurio Papst Johannes II. (533-535). Er ging in die Geschichte ein als erster Papst, der seinen Namen wechselte. Ab dem Pontifikat von Sergius IV. (1009-1012) wurde aus der Ausnahme, beim Amtsantritt den Namen zu wechseln, die Regel.

Übernahme von Namen

Warum es überhaupt nur eine überschaubare Menge an Papstnamen gibt, liegt im 11. Jahrhundert begründet. Die Päpste im Zeitalter der Gregorianischen Reform und des Investiturstreits übernahmen besonders gern die Namen ihrer Vorgänger aus der Frühzeit der Kirche, als ihrer Meinung nach noch alles gut und ursprünglich war. Calixt, Innozenz, Paschalis oder Honorius beispielsweise waren für die neuen Päpste die Namen der Wahl. Die Gründe für einen bestimmten Namen konnten wechseln - die Namen aber nicht mehr.

Einen weiteren Meilenstein legte der vormalige Patriarch von Venedig, Albino Luciano, als er sich bei seiner Wahl 1978 den Namen Johannes Paul auswählte. Erstmals in der Geschichte des Papsttums gab es einen Doppelnamen, bestehend aus zwei klassischen Papstnamen. Der Abend des 13. März 2013 wird definitiv als Abend der Neuerungen in die katholische Kirchengeschichte eingehen: ein erster Papst aus Lateinamerika, erstmals ein Jesuit als Papst - und zum ersten Mal seit 1.100 Jahren ein neuer Papstname.

Der Vatikan-Sprecher, der selbst Jesuit ist, lobte die Wahl des Namens. Franziskus sei „ein großer Zeuge des Evangeliums“ gewesen, sagte er. Der neue Papst habe sich nicht für den Namen Ignatius nach dem Gründer des Jesuitenordens, Ignatius von Loyola, entschieden, sagte Lombardi. „Er will damit sagen, dass wir im Dienste der Kirche stehen.“

APA/AFP

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