Argentinien feiert „seinen“ Papst als Fußballfan

Papst Franziskus gilt in seiner Heimat Argentinien als glühender Fußballfan. Als solcher wurde er direkt nach seiner Wahl auch gefeiert - inklusive Glückwünschen von Weltstars des Fußballs.

Die Welt des Fußballs ist begeistert von der Wahl von Kardinal und Fußballfreund Jorge Mario Bergoglio zum nunmehrigen Papst Franziskus - ganz besonders in seinem Heimatland Argentinien. Fußballlegende Diego Maradona hat bereist angekündigt, er hoffe auf eine baldige Audienz in Rom, und auch Landsmann Lionel Messi vom FC Barcelona ist begeistert: „Ein argentinischer Papst. Welche Freude. Franziskus, mich würde es bezaubern, Ihnen die Weltmeisterschaft 2014 zu widmen.“

Die Mitlgiedskarte des neuen Papstes beim Fußballverein San Lorenzo

REUTERS/San Lorenzo soccer club/Handout

Der neue Papst war bis dato Mitglied des Fußballvereins San Lorenzo

Im Freudentaumel ist derzeit besonders der Fußballclub San Lorenzo aus Buenos Aires: Der neue Nachfolger Petri ist Ehrenmitglied im Verein, der zu den fünf großen Clubs des Landes zählt, mit der Mitgliedsnummer 88.235. Franziskus habe einmal erwähnt, dass er niemals die Spiele der Saison 1946 vergessen werde, als San Lorenzo seine dritte Meisterschaft gewann, berichten die Sportgazetten. „Der neue Papst ist ein glühender Sympathisant von San Lorenzo“, verkündete der Club unmittelbar nach der Wahl auf seiner Homepage. Clubpräsident Matias Lammens werde umgehend ein Glückwunschschreiben an den Papst senden, hieß es.

Wie der Verein erinnerte, habe Papst Franziskus beim Patronatsfest des Vereins am 24. Mai 2011 einen Gottesdienst im Heimstadion gefeiert, wobei zwei Fußballer der Jugendmannschaft von ihm die Firmung empfangen hätten. Da dieser Tag auch der Feiertag „Maria, Hilfe der Christen“ sei, habe der spätere Papst alle Anwesenden dazu ermahnt, „die Gottesmutter nie aus dem Club zu werfen“.

Fußballverein mit katholischem Hintergrund

Der Vereinsname „San Lorenzo“ geht auf den katholischen Priester Lorenzo Massa zurück, der um 1900 den Beinaheunfall eines auf der Straße spielenden Jungen beobachtete. Das motivierte ihn, die Kinder zum Fußballspiel im Garten der Pfarre einzuladen - und nebenbei auch zum Gottesdienst. Das Konzept ging auf, parallel zum gerade aufblühenden Fußball wurde am 1. April 1908 ein Fußballverein gegründet. Mit „San Lorenzo“ sollte nicht er frühzeitig zu Ehren kommen, so der Fußballpriester damals, sondern der römische Heilige Lorenz.

Doch auch anderswo in der spanischsprachigen Welt wurde die Fußballleidenschaft des neuen Papstes mit Begeisterung aufgegriffen. Die Madrider „ABC“ etwa hob hervor, dass Bergoglio „als guter Argentinier auch ein großer Anhänger des Fußballs“ sei - was nicht von ungefähr kommt, gilt der Fußball in dem Anden-Land doch als „zweitwichtigste Religion“. Die Zeitung „Trome“ in Peru schrieb, Papst Franziskus sei schon als Kind dem Team San Lorenzo angehangen.

Menschen in Buenos Aires freuen sich über "ihren" argentinischen Papst

REUTERS/Agustin Marcarian

In Buenos Aires feierten die Gläubigen „ihren“ argentinischen Papst

Tangoliebhaber und Lungenkranker

Franziskus spielte jedoch in seiner Jugend außer Fußball auch Basketball, wird weiters berichtet, er sei ein leidenschaftlicher Tangotänzer, „mit jedoch einer starken Neigung zur Milonga“. Schon mit 21 Jahren sei er schwer erkrankt, wird weiters erwähnt, man habe die Ursache nicht feststellen können, und er habe bereits gedacht, bald zu sterben.

Schließlich wurde eine schwere Lungenentzündung diagnostiziert und ein Teil des Oberlappens des rechten Lungenflügels entfernt. Einer weiteren seiner hobbymäßig betriebenen Sportarten, dem Schwimmen, tat das keinen Abbruch. Reisen möge der Papst allerdings nicht so gerne, wird der Weihbischof von Buenos Aires, Eduardo Horacio Garcia, zitiert.

Präsidentin Kirchner betont Verbindendes

Doch auch an ernsten Tönen mangelte es nicht, etwa von Präsidentin Cristina Kirchner, die am Dienstag der Amtseinführung des neuen Papstes in Rom beiwohnen wird. Sie klammerte in der ersten Reaktion die mitunter heftigen Auseinandersetzungen mit dem einstigen Kardinal Bergoglio in der Frage der gleichgeschlechtlichen Partnerschaften aus und betonte stattdessen das Verbindende: „Wir haben gemeinsam für die gekämpft, die arm sind.“

Zugleich schöpfte Kirchner offenbar Hoffnung, einen neuen Verbündeten im Kampf um die Falkland-Inseln gewonnen zu haben, deren Bewohner sich kurz zuvor für den Verbleib bei Großbritannien ausgesprochen hatten. Sie wolle Franziskus um Impulse für einen Dialog in dieser Angelegenheit bitten, hieß es.

Ausführlich behandelten die argentinischen Medien bereits auch die Vorwürfe, Franziskus habe 1976 als damaliger Jesuiten-Provinzial des Landes inhaftierte Ordensbrüder nicht ausreichend vor der Militärdiktatur geschützt. Bis heute weist Bergoglio die Vorwürfe zurück. Laut der Tageszeitung „La Voz“ habe der heutige Papst einem Biografen verraten, dass er in dieser Zeit viele Menschen in Gebäuden der Kirche versteckt habe. Das sei damals im Geheimen geschehen, um die Opfer zu schützen.

KAP

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