Franziska Jägerstätter im 101. Lebensjahr verstorben

Franziska Jägerstätter, die Witwe von Franz Jägerstätter, ist am Samstag im 101. Lebensjahr im Kreis ihrer Familie verstorben. Sie hat das Gedenken an ihren Mann, der aus Glaubensgründen den Kriegsdienst verweigerte, aufrecht erhalten.

Noch vor wenigen Tagen hatte Jägerstätter am 4. März ihren 100. Geburtstag gefeiert. Laut Angaben der Familie sei sie gegen 23 Uhr „friedlich entschlafen“. Die Termine für Requiem und Begräbnis werden laut Diözese demnächst bekannt gegeben.

Der Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz würdigte die Verstorbene in einer ersten Stellungnahme als „große Christin und ein großes Vorbild im Glauben“. Gottvertrauen und Handeln nach dem Evangelium seien bei Franziska und ihrem 1943 von den Nationalsozialisten hingerichteten Mann Franz „im Gleichschritt gegangen“, so Schwarz, daher werde die Verstorbene „für unsere Diözese ein wichtiges Vorbild im Glauben bleiben“. Er sage ihr für ihr Lebens- und Glaubenszeugnis „ein herzliches Dankeschön und Vergelt’s Gott“. Der Familie der Verstorbenen sprach Schwarz sein Beileid aus.

Franziska Jägerstätter

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Franziska Jägerstätter hielt seit dem Tod ihres Mannes das Gedenken an ihn aufrecht

Franziska Jägerstätter wurde am 4. März 1913 in Hochburg (Oberösterreich) in eine große Bauernfamilie geboren. Franz und Franziska Jägerstätter heirateten am Gründonnerstag des Jahres 1936 und fuhren anschließend auf Hochzeitsreise nach Rom. 1937, 1938 und 1940 wurden die Töchter Rosalia, Maria und Aloisia geboren.

Volle Unterstützung für ihren Mann

Als Franz Jägerstätter ein zweites Mal zur Wehrmacht einrücken sollte und er der Einberufung nicht folgen wollte, erklärte Franziska auf die Frage, warum ihr Mann nicht wieder in den Krieg gezogen sei: „Weil sie (die Nationalsozialisten, Anm.) die Kirche so verfolgt haben.“ Sie stellte sich trotz des absehbaren tödlichen Ausgangs nicht gegen die Gewissensentscheidung ihres Mannes. Nach dem Todesurteil kam es noch zu einer kurzen Verabschiedung der Eheleute im Reichskriegsgericht Berlin. Am 9. August 1943 wurde Franz Jägerstätter im Zuchthaus Brandenburg hingerichtet.

Nach dem Krieg setzte Franziska Jägerstätter die Arbeit am Bauernhof mit Hilfe ihres Vaters und ihrer Schwester fort. Sie war über 30 Jahre lang Mesnerin an der Pfarrkirche St. Radegund, Lektorin, Kommunionspenderin sowie Leiterin der pfarrlichen Katholischen Frauenbewegung.

Seligsprechung Franz Jägerstätters 2007

Am 7. Mai 1997, 54 Jahre nach seiner Hinrichtung, wurde vom Landgericht Berlin das Todesurteil gegen Jägerstätter aufgehoben. Das 1997 offiziell eröffnete Seligsprechungsprozess für Franz Jägerstätter wurde am 21. Juni 2001 auf diözesaner Ebene abgeschlossen. Der Vatikan bestätigte am 1. Juni 2007 offiziell das Martyrium, es folgte die Seligsprechung am 26. Oktober 2007 im Linzer Mariendom. Franziska trug in berührender Weise eine Reliquie ihres geliebten Mannes während des Festgottesdienstes zum Altar.

Franziska Jägerstätter hinterlässt 14 Enkel und 17 Urenkeln. Sie war Trägerin des Päpstlichen Ehrenzeichens „Pro Ecclesia et Pontifice“ (überreicht im Jahr 2010), des Goldenen Verdienstzeichens der Republik Österreich und des Landes Oberösterreich. Auch mehrere Theaterstücke beschäftigten sich mit ihrem Leben, eines aus der Feder von Felix Mitterer wird am 20. Juni im Theater in der Josefstadt in Wien uraufgeführt.

Beisetzung im Grab ihres Mannes

"Es ist einzigartig, dass wir vom seligen Franz Jägerstätter die Gattin, Töchter und Familie dazugeschenkt bekamen und dadurch sein Zeugnis weiterlebt“, so Bischof Schwarz. Die Beisetzung findet am Samstag, 23. März, um 14 Uhr in der Pfarrkirche St. Radegund statt. Sie soll demnach in der Grabstätte ihres Mannes vor der Pfarrkirche bestattet werden. Das Requiem für Franziska Jägerstätter wird am Tag zuvor, dem 22. März, um 18.15 Uhr im Linzer Dom gefeiert.

APA/KAP

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