Kirchenvolksbegehren: Kirche kontert mit Broschüre

Die römisch-katholische Kirche in Österreich hat angesichts des „Volksbegehrens gegen Kirchenprivilegien“ eine Informationsoffensive für die Gläubigen gestartet.

So werden in einem Folder staatliche Subventionen gerechtfertigt, durch die man karitative Projekte finanziere, die wiederum dem Staat viel Geld ersparen würden. Auch die „Klasnic-Kommission“ (Unabhängige Opferschutzanwaltschaft), welche Missbrauchsopfern hilft, helfe unbürokratisch.

Zur Segnung der Chrisamöle hat Kardinal Christoph Schönborn die Folder im Stephansdom an Priester erstmals verteilt, berichtete die „Presse“. Darin schreibt der Wiener Erzbischof, die Kirche gebe mit ihren vielfältigen Leistungen „ein Zeugnis der Gegenwart des liebenden Gottes. Wenn das alles heute von einigen unter den Generalverdacht ‚Kirchenprivilegien‘ gestellt wird, müssen wir dazu Rede und Antwort stehen.“

In Kirchen und Schulen verteilt

Rund eine Million Stück dieser Broschüren habe man drucken lassen, so der Mediensprecher der Bischofskonferenz, Paul Wuthe, im Gespräch mit der APA. Die Folder sollen rund um Ostern in den Kirchen, aber auch in kirchlichen Einrichtungen sowie in Schulen durch Religionslehrer verteilt werden. „Es ist ein Mittel, um sich über solche Themen zu vergewissern“, so Wuthe.

Paul Wuthe

APA/Helmut Fohringer

Der Mediensprecher der Bischofskonferenz, Paul Wuthe

„Ihre Dienste und Leistungen kann die Kirche dank dem ehrenamtlichen Engagement vieler Christen oft günstiger erbringen als andere“, argumentiert die Bischofskonferenz dann auch für die Subventionen an die Religionsgemeinschaften. Trotzdem brauche es auch finanzielle Mittel, da der Kirchenbeitrag nur die kirchlichen Kernaufgaben finanziere. „Kirchliche Leistungen für die Allgemeinheit werden teilweise vom Staat bezahlt, etwa Schulunterricht, Spitalsdienste oder Obdachlosenbetreuung. Der Staat erspart sich dadurch viel Geld.“

Kooperation „auf bewährte Weise“

Zudem wird in der Broschüre betont, dass Staat und Kirche in Österreich eigenständig seien - „und das ist gut so“. In sozialen und kulturellen Belangen würde man oft zusammenarbeiten. Das Konkordat, dessen Aufkündigung die Initiatoren des Volksbegehrens fordern, gestalte diese Kooperation auf bewährte Weise, „ebenso wie alle anderen Regelungen für die anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften in Österreich“.

„Selbstverständlich gelten alle österreichischen Gesetze für die Kirche, ihre Amtsträger, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen - auch bei Missbrauchsfällen“, so die Bischofskonferenz im Hinblick auf die Vorwürfe, die Opferschutzanwaltschaft arbeite nicht unabhängig. „Weil Opfer vor Gericht oft wegen Verjährung oder dem Prinzip ‚im Zweifel für die Angeklagten‘ leer ausgehen, hat die Kirche die ‚Klasnic-Kommission‘ eingerichtet, um unbürokratisch zu helfen.“ Zudem habe die Kirche strenge Regeln eingeführt, um Missbrauch vorzubeugen.

Und schließlich versucht die Bischofskonferenz auch, mit ihren Argumenten ins Mark der Bürger zu treffen, mit der Frage: „Wussten Sie, dass die 52 Sonntage und die 10 christlichen Feiertage durch einen Vertrag zwischen Kirche und Staat (Konkordat) für alle Menschen in Österreich als arbeitsfreie Tage zusätzlich abgesichert sind?“

Volksbegehren-Initiatoren kritisieren Broschüre

Die Initiatoren des „Volksbegehrens gegen Kirchenprivilegien“ können der Broschüre der Bischofskonferenz erwartungsgemäß nichts abgewinnen. Kritik übten sie via Aussendung an der Tatsache, dass der Folder auch an Religionslehrer verteilt wird. Dieser sei nur für die Information der Pädagogen gedacht, sagte Bischofskonferenz-Sprecher Wuthe am Donnerstag gegenüber der APA klar. Die Broschüre selbst habe auch keinen politischen Inhalt.

Heinz Oberhummer, Obmann der „Initiative Religion ist Privatsache“, hatte die Verteilung der Broschüren an die Religionslehrer als „einen neuen moralischen sowie rechtsstaatlichen Tiefstand“ bezeichnet und Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) zum Handeln gegen den „Propagandaeinsatz“ an Schulen aufgefordert. Die Initiative verlangte von Schmied zudem, dass die Unterlagen zum Volksbegehren „im gleichen Umfang in den Schulen verteilt werden“.

„Der Vorwurf geht absolut ins Leere“, so Wuthe von der Bischofskonferenz, „die Religionslehrer haben den Falter zur Information erhalten.“ Zudem verstehe er die Aufregung über die Kampagne nicht. Die Broschüre richte sich nicht gegen etwas, sondern zeige nur auf, was die Leistungen der Kirche für die Gesellschaft seien.

religion.ORF.at/APA

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