Jerusalem: Tausende pilgern auf der Via Dolorosa

In Jerusalem haben am Karfreitag Tausende Pilger, darunter viele Gruppen mit Holzkreuzen, auf der Via Dolorosa in der Jerusalemer Altstadt an die Passion Jesu erinnert.

Nach neutestamentlicher Überlieferung ist die heutige Via Dolorosa jener Weg, auf dem Jesus sein Kreuz zur Hinrichtungsstätte auf den Berg Golgotha getragen hat. Der Kreuzweg endet an der Grabeskirche. Das Gotteshaus steht der Überlieferung nach dort, wo Jesus Christus vor fast 2.000 Jahren gekreuzigt und dann begraben wurde.

Insgesamt sechs Konfessionen wechseln sich in der Grabeskirche nach genauem Zeitplan mit ihren Gottesdiensten ab. Die aus dem 19. Jahrhundert stammenden Regelungen verbieten jede Veränderung der Ordnung und sind auch der Grund, warum die katholische Osternachtsfeier hier bereits am frühen Samstagmorgen gefeiert wird.

Großeinsatz für Sicherheitskräfte

Wie jedes Jahr sperrten auch heuer israelische Sicherheitskräfte die Wege zur Grabeskirche und kontrollierten die schmalen Altstadtgassen. Am Freitagabend wird die seit Jahrhunderten von Franziskaner-Mönchen gepflegte Tradition der Kreuzabnahme und Grablegung gefeiert: Dazu wird auf dem Golgotha-Hügel eine hölzerne Jesusfigur vom Kreuz abgenommen, auf dem Salbstein gesalbt und zum Grab getragen.

Ost- und Westkirchen feiern Ostern wegen unterschiedlicher Kalender in diesem Jahr mit fünf Wochen Differenz. Die als Höhepunkt des orthodoxen Osterfestes in Jerusalem geltende Liturgie des „Heiligen Feuers“ wird am 4. Mai gefeiert. Dabei wird die Flamme aus dem Grab Jesu an alle Wartenden in der Kirche und Stadt verteilt.

Gläubige tragen Holzkreuze bei der Karfreitagsprozession in Jerusalem

REUTERS/Nir Elias

Zahlreiche Holzkreuze werden jedes Jahr entlang der Via Dolorosa getragen

„Christen im Heiligen Land nicht vergessen“

Der Präfekt der vatikanischen Ostkirchenkongregation, Kardinal Leonardo Sandri, appellierte unterdessen an die Katholiken in aller Welt, sich an der Karfreitagskollekte für das Heilige Land zu beteiligen. Die Kollekte diene nicht nur der Erhaltung der heiligen Stätten, sondern auch den christlichen Gemeinschaften, die an diesen Stätten leben.

Mit dem Ertrag der Karfreitagskollekten der Jahre 2011 und 2012 wurden u.a. zahlreiche Bauprojekte - von der Trockenlegung der Verkündigungsgrotte in der Basilika von Nazareth über die Planung für die Vergrößerung der Katharinenkirche in Bethlehem bis zur Restaurierung der Mosaike in Kapharnaum - realisiert.

420 Stipendien für christliche Studenten an israelischen und jordanischen Universitäten wurden vergeben, zehn Gewerbebetriebe wurden durch entsprechende Aufträge unterstützt. Darüber hinaus habe die Aufmerksamkeit auch den Christen in Syrien gegolten, die „derzeit in einer fragilen und von Not gekennzeichneten Situation leben“, so Sandri.

KAP