Orthodoxe Christen feiern Ostern

Fünf Wochen nach den römisch-katholischen und den evangelischen Christen feiern orthodoxe Christen weltweit das Osterfest. Als Höhepunkt der orthodoxen Osterfeiern gilt die mehr als 1.200 Jahre alte Liturgie des „Heiligen Feuers“.

Mit den Gründonnerstagsfeiern haben am Donnerstag in Jerusalem die drei österlichen Tage begonnen, mit der orthodoxe Christen der Passion und Auferstehung Jesu gedenken. Aufgrund der verschiedenen Kalenderrechnungen feiern die Ostkirchen in diesem Jahr das Osterfest am 5. Mai. Bereits seit der Neuzeit gibt es immer wieder Bestrebungen, ein gemeinsames Osterdatum für die Ost- und Westkirchen festzulegen, bisher ohne Erfolg.

Fußwaschung am Donnerstag

Bereits in den frühen Morgenstunden versammelten sich Hunderte Gläubige bei sommerlichen Temperaturen auf dem Platz vor der Grabeskirche, wo der orthodoxe Patriarch von Jerusalem, Theophilos III., nach alter Tradition die Liturgie der Fußwaschung feierte. In den zahlreichen Kirchen Jerusalems wurden bis zum Abend Fußwaschungsgottesdienste nach den unterschiedlichsten Riten gefeiert.

Orthodoxe Geistliche - einer zieht sich den Schuh für die Fußwaschung aus

REUTERS/ Ammar Awad

Griechisch-orthodoxe Priester nach der Fußwaschung am Donnerstag

Tausende Pilger drängten sich auch am Karfreitag auf der Via Dolorosa, um bei sommerlichem Wetter die 14 Stationen des Leidenswegs Jesu von seiner Verurteilung bis zur Kreuzigung und zum Grab nachzugehen. Viele Gruppen trugen dabei hölzerne Kreuze mit sich.

Das orthodoxe Osterfest

Das orthodoxe Osterfest wird nach dem julianischen Kalender berechnet, der gegenüber dem gregorianischen um 13 Tage zurückliegt. Die orthodoxe Kirche folgte der Kalenderreform unter Papst Gregor XIII. im Jahr 1582 nicht, daher wird seither an verschiedenen Sonntagen gefeiert. Dazu kommt, dass nach orthodoxem Verständnis Ostern nicht vor oder zugleich mit dem jüdischen Pessach-Fest gefeiert werden darf.

Höhepunkt am Samstag

Als Höhepunkt der orthodoxen Osterfeiern gilt die über 1.200 Jahre alte Liturgie des „Heiligen Feuers“ am Samstag. Dabei entzündet sich nach orthodoxem Volksglauben auf wundersame Weise eine Flamme an der als Grab Christi verehrten Kapelle. Das Feuer wird anschließend an die Gläubigen in der überfüllten Kirche und in den Altstadtgassen weitergereicht.

Wie der dänische Theologe und Publizist Niels Christian Hvidt betont, ist diese Liturgie wohl die älteste, unverändert praktizierte christliche Zeremonie der Welt. Sie soll manchen Quellen zufolge auf das 4. Jahrhundert zurückgehen, andere geben das 8. Jahrhundert als Ursprung an. Um das Jahr 1.000 entstanden erste Berichte über eine wundersame Herabkunft des Heiligen Feuers.

Großaufgebot aus Religion und Politik

Russland, Griechenland und andere orthodoxe Staaten entsenden alljährlich hochrangige Regierungsdelegationen zu der Feier nach Jerusalem, die das Fernsehen in viele Länder live überträgt. Das „Heilige Feuer“ wird auch per Flugzeug in viele Hauptstädte orthodoxer Länder überbracht.

Die Orthodoxen Kirchen

Mit weltweit etwa 300 Millionen Gläubigen stellen die Orthodoxen Kirchen die drittgrößte christliche Glaubensgemeinschaft dar.

Zehntausende einheimische Christen sowie Pilger aus aller Welt - vornehmlich syrisch-, armenisch-, russisch-, koptisch- und griechisch-orthodoxe Gläubige - nahmen an der Feier teil. Die israelische Polizei ist ebenfalls jedes Jahr mit einem Großaufgebot präsent, um den Besucherandrang zu kanalisieren.

Klienes Kind hinter aufgehängten Holzostereiern

REUTERS/Gleb Garanich

Bunte Eier gelten international als Ostersymbol. Hier bemalte Holzeier in Kiew (Ukraine)

In den letzten Jahren hatte die Polizei aus Sicherheitsgründen jeweils den Zugang zur Jerusalemer Grabeskirche auf 10.000 Menschen beschränkt. Wiederholt hatten Vertreter einheimischer Christen gegen die Einschränkungen protestiert. Ein Polizeisprecher betonte gegenüber der KNA die gute Zusammenarbeit mit den orthodoxen Kirchen und wies Vorwürfe zurück, einheimische Christen würden von den Osterfeierlichkeiten ausgeschlossen.

Auch Katholiken feiern in Jerusalem jetzt erst Ostern

Zwar nicht in Jerusalem, Bethlehem und Tel Aviv, jedoch in allen anderen katholischen Gemeinden, die dem Lateinischen Patriarchat unterstehen, feiern in diesem Jahr auch die Katholiken im Heiligen Land nach dem orthodoxen Kalender - also am 5. Mai - Ostern. Sie folgen damit einer vorläufigen Erlaubnis der Ostkirchenkongregation, die „aus pastoralen Gründen“ erteilt wurde. Hintergrund ist die große Zahl der gemischtkonfessionellen Ehen.

religion.ORF.at/KAP/APA

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