Kampf für Amazonien: Gespräch mit Erwin Kräutler

Zu Gast im ORF-Radiokulturhaus spricht Bischof Erwin Kräutler über die Situation seines Einsatzes gegen das Staudammprojekt Belo Monte, seinen Kampf für Gerechtigkeit, seine Motive und seinen Lebensweg.

Erwin Kräutler ist der wohl berühmteste Österreicher in Brasilien. Als Kämpfer für die Lebensrechte der Einwohner von Amazoniens hat sich der streitbare katholische Bischof einen großen Namen gemacht. Er wurde verhaftet, verhört und geschlagen. Auf ihn wurden Mordanschläge verübt. Er blieb dennoch seiner Linie treu. Dom Erwin gehört zu jenen Bischöfen, die die „Option für die Armen“ vertreten. Eine Seelsorge unter den Indios, die der sozialen Unterschicht Brasiliens angehören, muss seiner Meinung nach mit einer Bekämpfung der Armut und dem Einsatz für ihre Menschenrechte einhergehen.

Kräutler wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem 2010 mit dem Alternativen Nobelpreis für seinen Einsatz für die Rechte der indigenen Völker Amazoniens.

Publikumsgespräch mit Bischof Kräutler

Zu Gast bei Im Zeit-Raum wird Ö1-Journalist Johannes Kaup mit Erwin Kräutler über die aktuelle Situation seines Einsatzes gegen das Staudamm-Projekt Belo Monte, seinen Kampf für Gerechtigkeit und Menschenwürde, seine Motive und seinen Lebensweg sprechen. Nach der Veranstaltung findet die „Im Zeitraum-Longe“ im ORF-Kulturcafe statt: Gespräche mit den Gästen und Vernetzungen im Publikum sind möglich und erwünscht.

Der 1939 in Koblach/Vorarlberg in Österreich geborene Erwin Kräutler trat nach dem Gymnasium 1958 in die Kongregation vom Kostbaren Blut ein. Danach studierte er in Salzburg Theologie und Philosophie.
Vier Monate nach der Priesterweihe im Juli 1965 reiste er nach Brasilien aus. In den ersten Jahren war er als Missionar am Unteren Xingu und Amazonas unterwegs.

Veranstaltungshinweis:

Im Zeit-Raum: Donnerstag 16. Mai um 18.30, ORF Radiokulturhaus Wien: „Im Kampf für Amazonien“. Ö1-Journalist Johannes Kaup im Gespräch mit Dom Erwin Kräutler. Karten bestellbar unter: radiokulturhaus@orf.at

1980 wurde er von Papst Johannes Paul II. zum Bischof der größten brasilianischen Diözese Xingu ernannt, ein Gebiet, viermal so groß wie Österrreich, aber mit nur 500.000 Einwohnern, darunter Angehörige der Völker Kayapo, Asurini, Arawete, Parakana, Xipaia-Curuaia und Arara. Ihre traditionelle Lebensweise und ihr Überleben überhaupt steht heute in Frage. Kräutler versteht seinen Einsatz für sie als Leben der „Option für die Armen und die kulturell anderen“.

Auftreten gegen Unrecht

Deshalb tritt er in der Öffentlichkeit gegen politisches, soziales und wirtschaftliches Unrecht auf. Ein Engagement mit Folgen: 1983 wurde Kräutler bei einer Solidaritätsaktion mit Arbeitern niedergeschlagen, verhaftet und dann verhört. Im selben Jahr wurde er zum Präsidenten des Indigenen Missionsrates (CIMI) gewählt, eine der Brasilianischen Bischofskonferenz angeschlossene Organisation.

Bischof Erwin Kräutler

APA/Roland Schlager

Bischof Erwin Kräutler

Er engagiert sich nun noch entschiedener für die indigenen Völker in Amazonien, deren Existenz durch die aggressiven Praktiken von Holzfällerfirmen, Bergbauunternehmen und Energiekonzerne in Gefahr ist. Unterstützt von einer großen Tageszeitung reagierten die politisch Mächtigen mit einer Diffamierungskampagne gegen den Indigenen Missionsrat und Kräutler als Person.

Am 16.Oktober 1987 wurde sogar ein Mordanschlag auf den Bischof verübt. Die Täter und der Auftraggeber wurden verurteilt, der Auftraggeber jedoch nach einem zweiten Verfahren freigelassen. In einem Interview in der Ö1-Sendung Logos sagte Bischof Kräutler, dass er als Hirte von Xingu beauftragt sei, nach Wegen zu suchen, aus diesem Leiden und aus der Armut herauszukommen.

Morddrohungen und Anschläge

„Wenn ich mich auf die Seite der indigenen Völker stelle, der Schwarzen, der ausgebeuteten Frauen, dann bin ich immer gegen die Interessen von anderen, einigen Großgrundbesitzern, gegen die Interessierten an den Bodenschätzen von Amazonien, gegen die, die Menschenrechte nicht respektieren und über Leichen gehen, die diese Leute ausbeuten wollen.“

Tatsächlich ist er seinen Feinden ein Dorn im Auge. 1995 wurde Kräutlers Ordensbruder und Mitarbeiter Hubert Mattle am Bischofssitz Altamira ermordet. 2005 wurde Ordensschwester und Umweltaktivistin Dorothy Stang von Auftragsmördern getötet. Auch Kräutler selbst erhielt Todesdrohungen. Aber auch weil er prominente Personen in Altamira wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern angezeigt hat und wegen seines Widerstandes gegen das Mega-Staudammprojekt Belo Monte wird er mit dem Tod bedroht und steht seitdem unter Polizeischutz.

religion.ORF.at