Staatliche Anerkennung für Aleviten fixiert

Die Islamische Alevitische Glaubensgemeinschaft („Alevi“) ist ab sofort in Österreich offiziell anerkannte Religionsgesellschaft. Die notwendige Unterschrift von Ministerin Schmied wurde am Mittwoch bestätigt.

„Mit dieser rechtlichen Anerkennung und Gleichstellung mit anderen Religionen hat Österreich Geschichte geschrieben“, heißt es in einer Aussendung der Islamischen Alevitischen Glaubensgemeinschaft, in der sie über die erfolgte Anerkennung informiert.

Mit der offiziellen Bestätigung sind die Aleviten die jüngste der nunmehr insgesamt 15 anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften in Österreich. Die letzte derartige Anerkennung betraf 2009 „Jehovas Zeugen in Österreich“, in den nächsten Wochen oder Monaten werden wohl auch noch die „Freikirchen in Österreich“ dazukommen - mehr dazu in „Freikirchen in Österreich“ vor Anerkennung?.

Wie alle anderen anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften haben die Aleviten somit künftig unter anderem die Möglichkeit für einen regulären Religionsunterricht an öffentlichen Schulen und verschiedene andere rechtliche Vorteile.

Aleviten beim Tanz in einem Cem

REUTERS/Umit Bektas

Die Aleviten feiern ihre Gottesdienste nicht in Moscheen, sondern in sogenannten Cemevi. Der Tanz spielt eine wichtige Rolle.

Feier der Anerkennung am Sonntag

Die Angehörigen der Glaubensgemeinschaft feiern die Anerkennung am kommenden Sonntag ab 13 Uhr im „Mozaik Eventcenter“ in Wien-Floridsdorf. Vertreter anderer Religionsgemeinschaften und der Politik wurden eingeladen. Zusagen gebe es vom Wiener Weihbischof Franz Scharl in Vertretung von Kardinal Christoph Schönborn sowie von den Regierungsmitgliedern Ministerin Claudia Schmied und Staatssekretär Sebastian Kurz, hieß es.

Die „Alevi“ bekennt sich in der Aussendung zur österreichischen Rechtsordnung mit seiner Trennung von Religion und Staat. Die gleichberechtigte Behandlung der Aleviten mit Sunniten und Schiiten sei ein entscheidender Faktor für die erfolgreiche Integration der Muslime in Österreich und ganz Europa.

Sendungshinweis

Das ORF-Religionsmagazin „Orientierung“ hat am 28.4. über die bevorstehende Anerkennung der Aleviten berichtet.

Zur Sendung

80.000 in Österreich

In Österreich leben laut „Alevi“ rund 80.000 Aleviten, für die Anerkennung war der Nachweis von Mitgliederzahlen in der Höhe von zwei Promille der österreichischen Gesamtbevölkerung (derzeit etwa 17.000) notwendig. Für Europa gibt „Alevi“ die Gläubigenzahl mit zwei Millionen an, dazu kämen rund 25 Millionen in der Türkei und weltweit 80 Millionen Aleviten.

Der neue Rechtsstatus biete die Möglichkeit, mit den verschiedenen Ausrichtungen des Islam und auch mit anderen Glaubensgemeinschaften in einen gleichberechtigten Dialog zu treten. Dieser solle auch auf EU-Ebene fortgeführt werden, so die „Alevi“.

Bereits Anfang April wurde seitens des zuständigen Ministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur (BMUKK) mitgeteilt, dass alle Kriterien für die volle Anerkennung der Aleviten als Religionsgesellschaft erfüllt seien. Einen entsprechenden Antrag gab es seit 2010. In den Erläuterungen zum Gesetzestext wird zu den Erfordernissen festgehalten, dass das Alevitentum über den nötigen Bestand seit mindestens 100 Jahren verfügt und in Österreich seit zumindest 20 Jahren als Kulturvereine aktiv ist, wo auch die Religionsausübung geschieht.

Weiters wird anerkannt, dass die Religionsgemeinschaft über die nötige „positive Grundeinstellung gegenüber Gesellschaft und Staat“ verfüge. Zudem gebe es keine gesetzwidrige Störung des Verhältnisses zu anderen bestehenden Kirchen und Religionen.

Islamisch oder nicht?

Die Anerkennung von „Alevi“ ist von Unstimmigkeiten unter den verschiedenen Strömungen des Alevitentums begleitet. Die nunmehr anerkannte Islamische Alevitische Glaubensgemeinschaft geht auf den „Kulturverein Islamischer Aleviten“ zurück, der sich 2009 von der Föderation der Alevitengemeinden in Österreich aufgrund von Streitigkeiten über den Anerkennungsprozess abgespalten hat.

Die grundsätzliche Streitfrage war damals wie heute, ob die Aleviten innerhalb oder außerhalb des Islams anzusiedeln seien. Die Föderation der Alevitengemeinden in Österereich versucht seither ihrerseits, die Anerkennung zu erreichen - mehr dazu in Aleviten vor Anerkennung als Religionsgesellschaft.

religion.ORF.at, KAP