Legionäre Christi: Angeordnete Reformen Anfang 2014

Die Ordensgemeinschaft der „Legionäre Christi“, für die Papst Benedikt XVI. wegen Missbrauchsvorwürfen Reformen angeordnet hatte, soll Anfang nächsten Jahres neue Statuten erhalten.

Marcial Maciel Degollado

APA/EPA/J. L. Pino

Der Gründer der Legionäre Christi, der Mexikaner Marcial Maciel Degollado (1920-2008)

Wie ein Sprecher der Legionäre Christi am Dienstag in Rom auf „Kathpress“-Anfrage mitteilte, wird das Generalkapitel der Gemeinschaft voraussichtlich bis März 2014 zusammentreten, um die neuen Statuten zu verabschieden und eine neue Leitung zu wählen.

Reform-Anordnung von oben

Papst Benedikt XVI. hatte im Mai 2010 eine grundlegende Reform der Ordensgemeinschaft angeordnet. Eine vatikanische Untersuchung hatte Ordensgründer Marcial Maciel Degollado (1920-2008) zuvor „schwerwiegende und objektiv unmoralische Verhaltensweisen“ vorgeworfen und Missstände in Ordensniederlassungen bemängelt. Maciel hatte minderjährige Seminaristen sexuell missbraucht und mit zwei Frauen drei Kinder gezeugt.

Im Mai 2010 hatte Benedikt XVI. Kurienkardinal Velasio De Paolis mit der kommissarischen Leitung der Ordensgemeinschaft betraut. Am Montag wurde De Paolis, der mehrere Jahre lang die Präfektur für die wirtschaftlichen Angelegenheiten des Heiligen Stuhls geleitet hatte, von Papst Franziskus zu einer Privataudienz empfangen. Zentrales Gesprächsthema dürfte die Reform der Ordensgemeinschaft gewesen sein.

Gefallene Führungsfigur

Das Ordensleben der Legionäre Christi war lange Zeit sehr stark auf ihren Gründer ausgerichtet. Kardinal De Paolis verbannte seinen Namen seit 2010 weitgehend aus dem Ordensleben. Die weltweite „Kongregation der Legionäre Christi“ (LC) und die ihr angegliederte Apostolatsbewegung „Regnum Christi“ (RC) wirken seit 1998 auch in Österreich. Gegenwärtig zählt „Regnum Christi“ rund 800 weibliche und 100 männliche Mitglieder, die sich zu Armut, Keuschheit und Gehorsam verpflichtet haben.

Marcial Maciel Degollado kniet vor Papst Johannes Paul II.

REUTERS/Tony Gentile

Unter Papst Johannes Paul II. (hier mit Ordensgründer Marcial Maciel Degollado) erlebten die Legionäre Christi weltweit einen Aufschwung

Insgesamt gehören der Gemeinschaft rund 75.000 Menschen an. Die Ordensgemeinschaft der „Legionäre Christi“ zählt nach eigenen Angaben weltweit etwa 900 Priester in etwa 20 Ländern sowie rund 2.500 Seminaristen. Die LC/RC-Ordensfamilie hatte während des Pontifikats von Johannes Paul II. einen weltkirchlich einmaligen Boom erlebt, bevor die Berichte über Unregelmäßigkeiten und Missbrauch die Gemeinschaft schwer erschütterten.

KAP