Hausarrest: Israels Oberrabbiner suspendiert sich selbst
Israels aschkenasischer Oberrabbiner Jona Metzger hat sein Amt als Richter am Obersten Rabbinergericht bis auf weiteres niedergelegt. Das berichtete die deutsche katholische Nachrichtenagentur KNA mit Verweis auf israelische Medien am Sonntag.
Bereits am Donnerstag war Metzger mehrere Stunden von der Polizei verhört und unter Hausarrest gestellt worden, wie am Wochenende bekanntwurde. Zusammen mit drei weiteren Verdächtigen werden ihm Bestechung, Betrug, Unterschlagung, Untreue und Geldwäsche zur Last gelegt.
Metzger, der laut den Medienberichten alle Anschuldigungen zurückweist, will nach Angaben seines Anwalts bis zum Abschluss der Untersuchungen nicht an den Sitzungen des Rabbinerrates sowie an Ernennungen von Rabbinerrichtern teilnehmen. Justizministerin Tzipi Livni begrüßte Metzgers Schritt.
REUTERS/Bernadett Szabo
Oberrabbiner Jona Metzger
Verdeckte Ermittlungen
Zu der Vernehmung Metzgers kam es Zeitungsberichten zufolge nach einer längerfristigen verdeckten Ermittlung einer auf Korruption und Wirtschaftskriminalität spezialisierten Polizeieinheit. Einsatzkräfte untersuchten daraufhin Metzgers Büro und seine Privatwohnung und beschlagnahmten zahlreiche Unterlagen. Zu den ebenfalls festgenommenen Verdächtigen gehört auch Metzgers persönlicher Assistent Chaim Nissan Eisenschtat.
Es handelt sich um das zweite Ermittlungsverfahren gegen den Oberrabbiner. 2006 wurde ein Verfahren wegen ähnlicher Vorwürfe aus Mangel an Beweisen eingestellt. 2012 wurde auch der frühere sephardische Oberrabbiner Elijahu Bakschi-Doron wegen Betrugs angeklagt.
Der in Haifa geborene Metzger ist einer von zwei Oberrabbinern Israels. Metzger ist für die aus Europa stammenden (aschkenasischen) und der sephardische Oberrabbiner Shlomo Amar für orientalischstämmige Juden zuständig. Im Juli werden beide israelischen Oberrabbiner neu gewählt. Die Wahl findet alle zehn Jahre statt.
KAP/APA