Slowakei: Unterstützung für Ex-Erzbischof ungebrochen

Ein Jahr nach der überraschenden Absetzung von Robert Bezak (53) als Erzbischof von Trnava stehen die slowakischen Gläubigen weiterhin hinter dem beliebten Geistlichen.

Hunderte Teilnehmer wohnten am Dienstag einer Gebetsveranstaltung in der slowakischen Hauptstadt Bratislava bei, die der frühere Dissident und christdemokratische Parlamentsabgeordnete Frantisek Miklosko zum ersten Jahrestag der Abberufung durch den Vatikan organisiert hat.

Die Kirche sollte „jede Ungerechtigkeit“, die geschehen sei, wiedergutmachen, Bezak sollte daher seine Ehre zurückgegeben werden, begründete Miklosko die Veranstaltung. Auch Kulturschaffende der Slowakei brachten ihre Unterstützung für Bezak erneut zum Ausdruck: Rund 300 Künstler unterschrieben ein Manifest, das Anfang der Woche der Apostolischen Nuntiatur in Bratislava übergeben wurde.

Nach nur zwei Jahren abgesetzt

Robert Bezak, bekannt für seine Bemühungen, die Kirche den Menschen zu öffnen, wurde nach nur zwei Jahren im Amt am 2. Juli 2012 vom damaligen Papst Benedikt XVI. von der Leitung der Erzdiözese Trnava entbunden. Die Gründe sind bis heute nicht völlig klar. Es folgte eine Welle der Empörung, Tausende Slowaken protestierten öffentlich gegen die Absetzung und unterzeichneten Petitionen für Bezaks Rückkehr und Rehabilitierung.

Robert Bezak

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Robert Bezak

Ende des Vorjahres meinte Bezak in mehreren Fernsehinterviews, dass seine Bemühungen, Finanzverstrickungen seines Vorgängers, des konservativen Alterzbischofs Jan Sokol, aufzuklären, in Zusammenhang mit seiner Absetzung stehen könnten. Zugleich kritisierte er: Die Kirche der Slowakei habe „panische Angst“ vor der Zivilgesellschaft. Seine Äußerungen sorgten für großes Medienecho. Die Slowakische Bischofskonferenz warf ihm vor, sein Schweigegebot gebrochen zu haben.

Die verdächtige Vermietung von Kirchenbesitz in der Erzdiözese Trnava (Tyrnau) zu Zeiten von Sokol, der in Archiven als Agent der früheren kommunistischen Staatssicherheit StB registriert ist, werden nach wir vor von der slowakischen Antikorruptionsbehörde untersucht. Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen.

Hoffnung auf Franziskus

Der unerwartete Rücktritt von Papst Benedikt XVI. hatte in der Slowakei Spekulationen und Hoffnung auf eine bevorstehende Rückkehr von Bezak ins Bischofsamt ausgelöst. Die von Gläubigen stets geforderte Rehabilitierung des emeritierten Erzbischofs halten Kirchenexperten jedoch für unwahrscheinlich. Unsicher bleibt auch, ob der neue Papst Franziskus interessiert daran ist, den Fall neu aufzurollen. Das weitere Schicksal von Bezak hängt in der Luft. Seit seiner Absetzung ist er Aushilfspriester in seinem Heimatbistum Banska Bystrica. Seine Zeit dort geht aber im August zu Ende.

Bezaks Zukunft scheint im Ausland zu liegen, einen Verbleib in der Slowakei schließen Beobachter so gut wie aus. In den Medien machen Gerüchte die Runde, dass er mit der diplomatischen Funktion eines Gesandten des Heiligen Stuhls beauftragt werden könnte. Laut Informationen der Nachrichtenagentur Sita sollte über seine künftige Aufgabe der Redemptoristenorden, dem er angehört, entscheiden. Erwähnt wurde in diesem Zusammenhang in erster Linie London, aber auch Österreich wurde genannt.

Bezak selbst hat in einem Interview für die Tageszeitung „Sme“ angekündigt, er werde die Slowakei erst verlassen, wenn er seinen guten Ruf wieder hergestellt habe, er sei daher um eine baldige Audienz bei Papst Franziskus bemüht. „Als Bischof unterliege ich dem Papst, nur er kann sagen, wie er sich meine Zukunft in der Kirche vorstellt“, so Bezak.

APA

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