Schächtverbot in Polen: Nun auch Kritik aus Österreich

Der Kritik am Verbot des rituellen Schlachtens in Polen hat sich nun auch die Israelitische Religionsgemeinschaft in Österreich (IRG) in Person ihres Präsidenten Oskar Deutsch angeschlossen.

„Die Hetze gegen das Schächten ist ein altes antisemitisches Motiv und darf im heutigen Europa nicht unter dem Markenzeichen eines vorgeblichen Tierschutzes wiederbelebt werden“, betonte IRG-Präsident Oskar Deutsch am Donnerstag in einer Aussendung.

Personen, denen Tierschutz ein Anliegen sei, sollten sich lieber „mit der Problematik der Massentierhaltung und der Tradition der Vergnügungsjagd“ auseinandersetzen, so Deutsch. Er bezeichnete das polnische Schächtverbot als „Angriff auf die Religionsfreiheit“.

IKG-Präsident Oskar Deutsch

APA/Herbert Neubauer

Oskar Deutsch

Verbot seit Jahresbeginn in Kraft

Das polnische Parlament hatte am Freitagabend das seit Jahresanfang aufgrund eines Urteils des Verfassungsgerichts geltende Verbot der Schächtung von Tieren bekräftigt. Eine Regierungsvorlage, die das rituelle Schlachten unter Auflagen erlauben sollte, wurde abgelehnt, weil auch viele Abgeordnete der Partei von Ministerpräsident Donald Tusk dagegen stimmten.

Treibende Kraft hinter der Vorlage war die Bauernpartei PSL, die Absatzmärkte der fleischverarbeitenden Industrie Polens im Auge hatte. Bis zum Verbot der Schächtung wurden 30 Prozent des von Polen exportierten Rindfleisches nach der umstrittenen Schlachtmethode produziert. Beim Schächten werden Tiere ohne Betäubung mit einem Schnitt durch die Halsschlagader getötet. Das polnische Verfassungsgericht qualifizierte diese Vorgangsweise als Tierquälerei.

Gläubige Juden und Muslime erlegen sich auf, nur durch Schächtung gewonnenes Fleisch zu sich nehmen zu dürfen. Vor allem jüdische Organisationen protestierten scharf gegen den polnischen Parlamentsentscheid. Der Präsident des World Jewish Congress (JWC), Ronald Lauder, sprach von einem „Schlag ins Gesicht von Juden und Musimen“. Der polnische Oberrabbiner Michael Schudrich warf den polnischen Schächtungsgegnern „böswillige Scheinheiligkeit“ vor. Das israelische Außenministerium kritisierte das Verbot der Schächtung als „völlig inakzeptabel“.

APA

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