Verhafteter Vatikan-Prälat Scarano beschuldigt Bertone

Der wegen des Verdachts auf Korruption und Geldwäsche inhaftierte Vatikan-Prälat Nunzio Scarano hat offenbar schwere Vorwürfe gegen seine Vorgesetzten Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone erhoben.

Italienische Medien berichten am Freitag über ein Schreiben, das Scarano aus seiner Zelle im römischen Regina-Coeli-Gefängnis an Papst Franziskus gerichtet haben soll. Darin behauptet Scarano den Angaben zufolge, er habe Kardinalstaatssekretär Bertone bereits 2010 über Missstände und Amtsmissbrauch von Leitern der päpstlichen Güterverwaltung APSA informiert. Bertone habe aber nichts unternommen.

Nunzio Scarano

APA/AP/Francesco Pecoraro

Nunzio Scarano

In dem Schreiben, das mehrere Tageszeitungen auszugsweise im Faksimile wiedergeben, versichert Scarano dem Papst, er habe „nie schmutziges Geld gewaschen und nie gestohlen, sondern nur Personen zu helfen versucht“, die ihn um Hilfe gebeten hätten.

Gespräch „systematisch verhindert“

Er selbst habe Amtsmissbrauch seitens seiner Vorgesetzten aufzudecken versucht, die dabei von mehrere Kardinälen gedeckt würden, behauptet Scarano. Dabei sei er aber blockiert worden. So sei sein Bemühen um ein Gespräch mit dem früheren Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano systematisch verhindert worden.

Der frühere Rechnungsprüfer der APSA war am 28. Juni verhaftet worden wegen des Verdachts, an einer - letztlich gescheiterten - Überführung von 20 Millionen Euro Bargeld in einem Privatjet aus der Schweiz am Fiskus vorbei nach Italien beteiligt gewesen zu sein. Daher ermittelt die italienische Justiz gegen ihn. Parallel dazu hat auch der Vatikan Untersuchungen gegen den bisherigen Mitarbeiter eingeleitet und seine Konten bei der Vatikanbank IOR eingefroren.

KAP

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