D: Verlage werfen Kirchen illegale Kopien von Noten vor

Deutsche Musikverlage und Verwertungsgesellschaften haben den Kirchen illegales Kopieren von Noten im großen Stil vorgeworfen und dadurch entstehende jährliche Schäden in Millionenhöhe beklagt.

Konkret richtet sich der Vorwurf, den die Verwertungsgesellschaft (VG) Musikedition, der Deutsche Komponistenverband und der Deutsche Musikverleger-Verband am Mittwoch in Kassel vorbrachten, nur an die katholische Kirche. Für die evangelische Kirche lägen keine belastbaren Zahlen vor, sagte ein Sprecher.

Die Deutsche Bischofskonferenz wies den Vorwurf zurück. Die katholische Kirche lege großen Wert darauf, die Rechte anderer zu achten, auch beim geistigen Eigentum, sagte Pressesprecher Matthias Kopp der deutschen katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Deshalb habe der Verband der Diözesen Deutschlands (VDD) in den vergangenen Jahren mit den Verwertungsgesellschaften gemeinsam die Pfarreien und kirchlichen Einrichtungen auf die Rechtslage hingewiesen.

Broschüre verweist auf Kopierverbot

Eine von VDD und VG Musikedition herausgegebene Broschüre habe unmissverständlich auf das Verbot von Chorkopien hingewiesen; sie sei auf Kosten der Kirche flächendeckend verteilt worden. Deshalb liege die Frage nach illegalen Chorkopien nicht in der Verantwortung der Bischofskonferenz und des VDD.

Kopp hielt der Verwertungsgesellschaft „grobe Irreführung“ durch eine verkürzte Darstellung des kirchlichen Engagements vor. „Damit wird das vom VDD ausgesprochene Problembewusstsein und die jahrelange Zusammenarbeit in keiner Weise gewürdigt.“ Es sei zudem befremdlich, dass die VG Musikedition ihren eigenen Wunsch nach einem Gespräch übergehe und den Konflikt über die Öffentlichkeit austrage.

Nur „Spitze des Eisbergs“?

Die Verlage und Verwertungsgesellschaften verwiesen auf eine repräsentative Erhebung, an der 2011/2012 rund 870 katholische Gemeinden teilgenommen hätten. Dabei habe sich gezeigt, dass innerhalb der Kirche pro Jahr mehr als 700.000 Kopien von urheberrechtlich geschützten Chor- und Instrumentalwerken illegal hergestellt würden.

Dabei handele es sich nur um die „Spitze des Eisbergs“, da nur jene Kopien erfasst worden seien, die aus Unkenntnis der Rechtslage übermittelt wurden, sagte der Geschäftsführer der VG Musikedition, Christian Krauß. Er schätzte die finanziellen Verluste auf einen „niedrigen bis mittleren siebenstelligen Euro-Bereich“.

Neben den finanziellen Verlusten, so Krauß weiter, gefährde das weit verbreitete illegale Kopieren auch die Vielfalt des kirchenmusikalischen Musizierens, da es für viele Verlage heute kaum noch rentabel sei, Chorwerke zu publizieren.

KAP