Schönborn: Muslimische Demokratie am Nil gescheitert

Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn sieht in seiner „Heute“-Kolumne (Freitag-Ausgabe) das Experiment eines muslimisch dominierten demokratischen Staates in Ägypten „blutig gescheitert“.

Das Land versinke seit der Absetzung von Präsident Mohammed Mursi immer mehr im Chaos, so der Wiener Erzbischof in seiner wöchentlichen Kolumne in der Tageszeitung „Heute“. „Was bleibt, ist ein Kampf des ägyptischen Volkes gegen den islamischen Terror und der Kampf für ein Land des Friedens und der Freiheit“, schreibt der Kardinal, der sich erst kürzlich im Zuge der Asyldebatte in Österreich eine „Abrüstung der Worte“ gewünscht hatte.

Besonders hob Schönborn die Situation der christlichen Minderheit der Kopten hervor: Sie sitze im Kampf zwischen Muslimbrüder und Militärs zwischen den Fronten und sei dabei längst zur Zielscheibe islamischen Terrors geworden. „Sicher ist: Der Umsturz hat für die Christen in Ägypten keine Befreiung gebracht, sondern nur Terror, Gewalt und Chaos.“ Das Militär sei für sie ein Hoffnungsanker, „hoffentlich kein trügerischer“, wie der Kardinal bemerkte.

„Nicht einfach Kampf zwischen Muslimen und Christen“

Die Gewaltexzesse seien „erschreckend“, so Schönborn zu den über 80 seit der Vorwoche zerstörten christlichen Gebäuden. Allerdings sei die aktuelle Gewalt „nicht einfach ein Kampf zwischen Muslimen und Christen“: Vielmehr seien es „einzelne radikal-islamistische Gruppierungen, die einen Rachefeldzug gegen die Christen gestartet haben“. Dass es auch andere Beispiele gibt, zeigten muslimische Menschenketten, die christliche Kirchen und Einrichtungen vor Zerstörung schützen.

Auch in Syrien und anderen Ländern der Region würden Christen dasselbe Schicksal erleiden, warnte Schönborn. Bezeichnend sei die Reaktion der westlichen Welt: Sie sei „ratlos“, wie sie sich verhalten und weitere Eskalation verhindern solle.

Bereits am Donnerstag hatte der griechisch-orthodoxe Metropolit von Austria, Erzbischof Arsenios Kardamakis, an die österreichische Politik wie auch an die Europäische Union appelliert, sich stärker für die verfolgten Christen im Nahen Osten einzusetzen - mehr dazu in Metropolit Arsenios fordert Hilfe für Christen in Nahost

religion.ORF.at/APA

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